VÖWG - Bildung Spezial, No. 1 - 2016

 

 

Ich freue mich, das aktuelle Bildung Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten mit Relevanz für den Bildungssektor.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

Deutschland: Seit 2008 können Eltern im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen entscheiden, auf welche Grundschule sie ihr Kind schicken. Zuvor wurden die Kinder der nächstgelegenen Schule zugeteilt. ForscherInnen haben in einem Zeitraum von vier Jahren das Entscheidungsverhalten der Eltern beobachtet. Dabei wurde festgestellt, dass 25 Prozent der Eltern eine andere Grundschule als die ihnen zuvor zugeordnete Schule auswählten. Vorher lag dieser Anteil noch bei 10 Prozent. Insbesondere haben Eltern aus der Mittlschicht von diesem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Vor allem dann, wenn die zuständige Schule eine "Brennpunktschule" war. Dahingehend kam es in einigen Stadtvierteln zur Abwanderung von SchülerInnen.

Prioritäten: In der ersten Hälfte des Jahres 2016 haben die Niederlande das Amt der EU-Ratspräsidentschaft inne. Dahingehend wurden grundlegende Schwerpunkte festgelegt, die sich insbesondere auf eine innovative Union konzentrieren, in der Wachstum und Beschäftigung gefördert wird und den EU-BürgerInnen mehr Gehör geschenkt werden soll. Neben den Themen Migration, internationaler Sicherheit, Finanzen, Eurozone, zukunftsorientierter Klima- und Energiepolitik sowie Innovation als auch Beschäftigung, wird der Bildung ebenso eine wichtige Bedeutung zugeschrieben. Dabei liegen die Prioritäten auf einer besseren Abstimmung der eruopäischen Bildungssysteme auf den Arbeitsmarkt, die Bedeutung der Rolle von Bildung und Jugendarbeit bei der Integration von MigrantInnen und Flüchtlingen sowie der strukturierte Dialog zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten.

Schweiz: Laut einer deutsch-schweizerischen Studie, wurde festgestellt, dass ein hohes Engagement der Eltern bei der Verrichtung von Hausaufgaben und bei der Leistungsentwicklung nicht unmittelbar zu besseren Schulergebnissen führt. Im Rahmen der Studie wurden fast 1.700 schweizer SchülerInnen der sechsten Primarstufe und deren Eltern über längere Zeit befragt. So ergab die Studie, dass die Noten sowie die Leistung im Deutschunterricht beim Lesen bei jenen Kindern, die regelmäßig elterliche Unterstützung bei den Hausaufgaben erhielten, schlechter ausfiel. SchülerInnen, die ihre Hausaufgaben selbstständig machten, erbrachten hingegen bessere Ergebnisse.

Hochschulraum: Bezugnehmend auf die Hochschulraum-Strukturmittel stehen für die Leistungsvereinbarungsperiode 2016-2018 insgesamt 97,5 Millionen Euro bereit. Diese Mittel dienen als Anschubfinanzierung für universitäre Kooperationsvorhaben. Dahingehend gibt es drei Ausschreibungen, wovon die erste für den Bereich der Lehre vorgezogen wurde, da universitätsinterne Vorbereitungen für das kommende Studienjahr vorzunehmen sind. Die anderen zwei Ausschreibungen zu den Bereichen Infrastruktur und Verwaltung sind für das zweite Halbjahr 2016 vorgesehen.

Erasmus+: Aufgrund des Angebots des europäischen Förderprogramms Erasmus+ konnten im Jahr 2014 mehr Menschen an dem   teilnehmen. Im ersten Jahr wurden insgesamt 650.000 Mobilitätsstipendien vergeben. Aufgrund der Mittelausstattung von mehr als zwei Milliarden Euro im ersten Förderjahr von Erasmus+ konnten etwa mehr als eine Million Menschen an einem der 18.000 Förderprojekte teilnehmen. Zudem wurden gute Erfahrungen mit den ersten Vergaben von Studiendarlehen für ein komplettes Masterstudium im Ausland gemacht. Für das Jahr 2016 wurden weitere 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um insbesondere Projekte, welche die soziale Inklusion von Minderheiten und MigrantInnen sowie benachteiligten Gruppen behandeln, zu fördern. In einer neuen Erasmus-Studie über die regionale Auswirkung des Programmes, hat sich gezeigt, dass sich die Chance hingehend zu einem guten Arbeitsplatz auf Managementebene für teilnehmende Studierende an Erasmus+ erhöht hat. Eine derartige Wirkung ließ sich insbesondere in süd- und osteuropäischen Staaten beobachten.

Zukunftspaket: Ende Jänner wurde das neue Zukunftspaket für den Gesundheits- und Forschungsstandort Wien zwischen AKH, MedUni, Bund und der Stadt Wien geschnürt. Vor diesem Hintergrund soll sichergestellt werden, dass die medizinische Forschung und Lehre durch adäquate Investitionen verbessert wird und dass eine langfristige Planbarkeit sowie Finanzierung erfolgt. Dahingehend werden der Bund und die Stadt Wien bis zum Jahr 2030 2,2 Milliarden Euro bereitstellen. Ebenso werden bis dahin gemeinsam rund 1,4 Milliarden Euro in Bauprojekte investiert.

Fremdsprachenerwerb: Laut einem Bericht der Eurostat 2014 erlernten etwa 18 Millionen SchülerInnen im Sekundarbereich I mindestens eine Fremdsprache und elf Millionen von ihnen erlernten zwei oder mehr Fremdsprachen. Dabei war Englisch, die am häufigsten gelehrte Fremdsprache, danach folgen Französich, Deutsch und Spanisch. Derzeit gibt es in der Europäischen Union 24 Amtsprachen, wobei hier regionale Sprachen, Minderheitensprachen sowie Sprachen von MigrantInnen-Gruppen hinzu kommen. Im Sekundarbereich I liegen Luxemburg (100 Prozent), Finnland (98,5 Prozent), Italien (98,4 Prozent), Estland (96,3 Prozent) und Rumänien (95,6 Prozent) an erster Stelle beim Erlernen von mindestens zwei Fremdsprachen. In Österreich lag dieser Anteil bei 9, 5 Prozent.

Rekord: Bei der EU Code Week 2015 nahmen mehr als eine halbe Million Menschen teil. Dabei erlenten fast 570.000 Menschen das Programmieren. Die Europäische Kommission möchte mit dieser Strategie die Computer-Kompetenzen erweiteren und damit Initiativen für den digitalen Binnenmarkt unterstützen. In Zusammenhang damit stehen auch die Ziele innerhalb des strategischen Rahmens für die europäische Zusammenarbeit im allgemeinen und beruflichen Bildungsbereich. Denn heutzutage werden für 90 Prozent der Arbeitsplätze grundlegende IT-Kenntnisse vorausgesetzt. Jedoch verfügen 40 Prozent der Erwachsenen in Europa über mangelnde oder keine digitalen Kompetenzen.

Forschung: Eine unabhängige hochrangige ExpertInnengruppe hat eine Ex-post-Bewertung des siebten Rahmenprogrammes der EU (RP7) durchgeführt. Dabei wurden mögliche Einflüsse auf die Gesellschaft und Wirtschaft untersucht. Basierend darauf, hat die Europäische Kommission (EK) Empfehlungen erarbeitet, die in das Förderprogramm "Horizont 2020" aufgenommen werden sollen. Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurden im Forschungs- und Innovationsbereich der Europäischen Union 55 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Durch eine hohe Teilnahme von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) konnte die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Industriesektors gesteigert werden. ExpertInnen haben prognostiziert, dass sich das durch RP7 generierte Wirtschaftswachstum auf ingesamt 500 Millarden Euro beläuft. Damit sich die positiven Auswirkungen der EU-Mittel für Forschung und Innovation in Zukunft erhöhen, sind laut den Erkenntnissen der ExpertInnen folgende Aspekte zu beachten: 1) bessere Verwaltungsabläufe, 2) flexiblere Förderungen, 3) besseres Zusammenspiel der unterschiedlichen Programmsegmente und 4) die Schaffung von Synergien mit weiteren Förderprogrammen im Forschungs- und Innovationsbereich. Die Ex-Post-Bewertung wurde Ende Jänner sowohl bei einer informellen Tagung des Rates zu Wettbewerbsfähigkeit eingebracht als auch beim zuständigen Parlamentsausschuss (ITRE).

Wissenschaft:  Die EU-Forschungsförderung 2007-2013 hat in der Industrie zu einer höheren Wissenschaftsexzellenz sowie zu mehr Innovation geführt. Im Rahmen einer unabhängigen Bewertung des siebten Forschungsrahmenprogramms (FP7), das sich auf 55 Milliarden Euro belief, wurden entsprechend positive Auswirkungen festgestellt.  So wurde zu mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa beigetragen. Dabei entstanden  170.000 wissenschaftliche Publikationen, von welchen 54 Prozent öffentlich zugänglich sind, und 1.700 Patentanträge. Im Bericht wird davon ausgegangen, dass durch FP7 das Bruttoinlandsprodukt der EU um ca. 20 Milliarden Euro pro Jahr über die nächsten 25 Jahre erhöht wird. Zudem wird erwartet, dass über 130.000 Arbeitstellen im Forschungsbereich und 160.000 weitere Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen werden. Insgesamt 3.484 österreichische TeilnehmerInnen erhielten vom FP7 1.167,46 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Begünstigten in Österreich gehörten die Universität Wien (81 Millionen Euro.),  die Technische Universität Wien (79 Millionen Euro.), das Austrian Institute of Technology (53 Millionen Euro) und die Medizinische Universität Wien (50 Millionen Euro). Momentan steht Österreich im Ranking des Innovationsindikators auf Platz 9.

Niederösterreich: Im Rahmen der Klausur der DirektorInnen der landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen wurde eine neue Pädagogik mit Lernfeldern behandelt, die umgesetzt werden soll. Unter Lernfeldern sind Lerneinheiten zu verstehen, die sowohl zeitlich als auch inhaltlich abgegrenzt sind. Damit sind beispielsweise Juniorfirmen im Rahmen der Ausbildung an Fachschulen gemeint. Außerdem stellt ein weiterer Schwerpunkt die fortsetzende Teilnahme an den Initiativen "GenussSchule" und "Gesunde Schule" dar. Zudem wurde das Ziel gesetzt, alle landwirtschaftlichen Fachschulen zu einer Teilnahme zu animieren.

Mobilität der ÖsterreicherInnen: Die OeAD-GmbH, welche die Österreichische Nationalagentur Erasmus+ Bildung betreut, weist daraufhin, dass in den ersten zwei Jahren des EU-Förderprogramms 830 Projekte und die Mobilität von 24.870 Personen unterschiedlichen Alters gefördert wurden. Laut den Planzahlen 2015, wurden weitere 1.675 Lehrkräfte, PädagogInnen, SchülerInnen und allgemeines Bildungspersonal mobil gemacht. Die Nationalagentur Erasmus+ Bildung zählte im zweiten Jahr von Erasmus+ 3.337 Mobilitäten von Personen in beruflicher Erstausbildung sowie Fachkräften in beruflicher Bildung, 8.102 Studierende und weitere 154 Fachkräfte in Erwachsenenbildung. Für das Jahr 2015 erhielt die österreichische Nationalagentur 24,3 Millionen Euro, wobei finanzielle Mittel des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums hinzukommen. Die OeAD-GmbH erwartet für das Jahr 2016 Fördermittel der Europäischen Kommission von rund 26, 4 Millionen Euro sowie etwa 2,5 Millionen Euro durch die internationale Hochschulmobilität/-kooperation.

Slowakei: Mitte Jänner 2016 fand ein bilaterales Arbeitstreffen zwischen Wissenschaftsminister Mitterlehner und dem slowakischen Minister für Bildung, Forschung, Wissenschaft und Jugend Juraj Draxler statt. Dabei wurde die gemeinsame Arbeit sowie eine entsprechend vertiefende Kooperation innerhalb der EU-Donaurahmenstrategie behandelt. Dazu soll der Austausch über duale Ausbildungsmöglichkeiten gestärkt werden. Denn im Wintersemester 2014/2015 haben etwa 1.800 StudentInnen aus der Slowakei in Österreich studiert. Außerdem befassten sich beide Minister mit der Verlängerung des Medizinmoratoriums, das 2016 vorgesehen ist. Momentan gilt für Studien der Human- und Zahnmedizin eine Quotenregelung, die besagt, dass 75 Prozent der zur Verfügung stehenden Studienplätze für ÖsterreicherInnen vorgemerkt werden. Die Verhandlungen dazu werden auf EU-Ebene im Herbst 2016 stattfinden, zu diesem Zeitpunkt wird die Slowakei die EU-Ratspräsidentschaft inne haben.

Libanon und Jordanien: Der EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn besuchte Anfang Februar den Libanon und Jordanien sowie eine Konferenz in London zur Unterstützung der Aufnahmeländer von syrischen Flüchtlingen. Vor diesem Hintergrund sollen die von der EU bereitgestellten Mittel insbesondere für den Bildungsbereich verwendet werden, da Bildung eine EU-Priorität  bei der Lösung der Krise in Syrien darstellt. Denn nach dem Ende des Bürgerkrieges in Syrien sollten jugendliche Flüchtlinge Perspektiven in ihrem Heimatland vorfinden, um ebenfalls den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.

IMPRESSUM:

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