VÖWG - Bildung Spezial, No. 4 - 2017                      

Ich freue mich, das aktuelle Bildung Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten mit Relevanz für den Bildungssektor.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

 

Klassifikationsbericht: Die Europäische Kommission (EK) veröffentlichte im Juli die Europäische Klassifikation von Fähigkeiten, Kompetenzen, Berufen und Qualifikationen (ESCO). Diese soll mit einer gemeinsamen Terminologie den Dialog zwischen dem Ausbildungssektor und dem Arbeitsmarkt erleichtern und damit die berufliche Mobilität fördern. Die Publikation ist ein wichtiger Teil der Strategie Europa 2020 und der Neuen Kompetenzen Agenda für Europa.

 

 

Bildungscampus Wien: In der Attemsgasse in Wien-Donaustadt wird derzeit der sechste Bildungscampus in Wien für das nun beginnende Schul- und Kindergartenjahr finalisiert. Der sogenannte "Campus Plus" ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Modells, in welchem jeweils vier Schulklassen und zwei Kindergartengruppen auf einer Ebene räumlich zusammengefasst sind. Neben vier solchen "Bildungsbereichen" ist der neue Campus zusätzlich mit Kleinkindergruppenräumen, einem Therapiebereich, zwei Förderklassen, einer Musikschule usw. ausgestattet. Das Modell eines Bildungscampus gibt es aktuell fünf mal in Wien, bis zum Jahr 2023 soll es 14 Standorte geben.

 

 

Staatlich geförderte Weiterbildung: Die Arbeiterkammer fordert ein neues Modell für staatlich geförderte Weiterbildung, welches die bestehenden Systeme Bildungskarenz,  Bildungszeit und das Fachkräftestipendium ersetzen soll. Dafür braucht es ein neues Qualifizierungsgeld, mit dem diese bestehenden Systeme zusammengeführt werden können und der Lebensunterhalt während dieser Ausbildung abgesichert wird. Das Modell soll allen Beschäftigten, Selbstständigen und Arbeitssuchenden offenstehen, wobei eine fünfjährige, pensionsversicherte Beschäftigung in Österreich und eine Bildungsberatung vor der Weiterbildung Voraussetzung sind.

 

 

Dolmetschstudium Gebärdensprache: In Innsbruck kann das bereits fertig ausgearbeitete Bachelorstudium Gebärdendolmetschen an der FH Gesundheit Tirol ohne finanzielle Mittel nicht starten. Der Bedarf an qualifizierten ÖGS-Dolmetschern (Österreichische Gebärdensprache) ist in Tirol sowie in ganz Österreich allerdings sehr hoch. Konkret gibt es nur 130 DolmetscherInnen für rund 10.000 Gehörlose. Für die Ausbildung zum/zur ÖGS-DolmetscherIn gibt es aktuell drei Möglichkeiten in Österreich. Nun könnte der neue Bachelorstudiengang in Innsbruck frühestens 2019/2020 gestartet werden, wenn ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

 

 

Ausbildung bis 18: Im Juli 2016 wurde von der Bundesregierung die Ausbildungspflicht bis zum 18. Geburtstag beschlossen, die nun mit Herbst 2017 wirksam wird. Die Initiative soll das Risiko der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen mit nur einem Pflichtschulabschluss verringern und sie auf dem Weg ins Berufsleben unterstützen - sei es in einer weiterführenden Schule, einer Lehrstelle oder einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte.

 

 

EU Qualifikationsprofil-Tool für Drittstaatsangehörige: Die Kommission entwickelte ein Qualifikationsprofil-Tool als Teil der Neuen Kompetenzen Agenda für Europa. Dieses soll die frühe Identifikation der Kompetenzen von Flüchtlingen, MigrantInnen und Drittstaatsangehörigen unterstützen. Oftmals ist das Fehlen von Qualifikationsnachweisen bei Nicht-EU-StaatsbürgerInnen eine von vielen Barrieren beim Zugang zum Arbeitsmarkt. Somit soll das entwickelte Online-Tool die Integration fördern.

 

 

Teure Nachhilfe: Die Arbeiterkammer fordert kostenlose Förderung und Ganztagsschulen. Im Schuljahr 2016/17 betrugen die Nachhilfekosten alleine in Oberösterreich 14 Millionen Euro, bundesweit waren es 100 Millionen Euro. Laut einer Studie des Institus für empirische Sozialforschung im Auftrag der AK helfen mehr als 60 Prozent der Eltern ihren Kindern bei schulischen Angelegenheiten. Der Bedarf an Nachhilfe ist groß, für viele ist sie allerdings nicht leistbar bzw. finanziell spürbar belastend. Der AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher einen raschen Ausbau des kostenlosen Förderunterrichts und Ganztagsschulen, die mehr als eine Nachmittagsbetreuung bieten.

 

 

Lehrermangel: Die Situation des Lehrermangels könnte sich bereits ab nächstem Jahr verschlimmern. Vor allem im Sonderschulbereich sowie in Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie gibt es großen Bedarf an Personal. Zur Zeit wird der Mangel durch Überstunden und den Einsatz von StudentInnen kompensiert. Jedoch rechnet auch Bildungssprecher Harald Walser allein im Pflichtschulbereich etwa mit 10.000 fehlenden LehrerInnen in den nächsten 10 Jahren . Grund dafür sind die Altersstruktur der LehrerInnenschaft - fast die Hälfte der LehrerInnen ist älter als 50 Jahre - und die steigenden SchülerInnenzahlen. In Deutschland besteht ebenso ein Personalbedarf, weshalb dort um ausländische, v.a. auch um österreichische Lehrkräfte, geworben wird.

 

 

Erasmus+: Im Zuge des Erasmus+ Programms veröffentlichte die Kommission zwei neue Calls für Anträge. Die erste zu fördernde Aktion soll die transnationale Mobilität bei jungen Menschen und JugendarbeiterInnen erhöhen. Im Zuge dieses Förderaufrufs werden der Jugendaustausch, der europäische Freiwilligendienst und das JugendarbeiterInnen-Training unterstützt. Eine andere Aktion hat die Zielsetzung einer Förderung der aktiven Teilnahme von jungen Menschen in demokratischen Debatten rundum politische Themen im Jugendbereich.

 

 

Erasmus+ in Deutschland: Im August wurde in Deutschland ein Bericht zur Halbzeitevaluation des Erasmus+ Programms der EU veröffentlicht. Die Kommission und die Mitgliedstaaten haben 2017 eine Zwischenbilanz über die Wirkung von Erasmus+ gezogen, welche nun in einem Bericht festgehalten wurde. Ergebnisse der Evaluation waren beispielsweise die positive Wirkung des Programms auf Schlüsselkompetenzen, den Sprachunterricht, das Erlernen von Sprachen und der Lernmobilität.

 

 

Integration der Roma: Eine von der Kommission veröffentlichte Bewertung über die Umsetzung der Strategien zur Integration der Roma zeigt zwar eine langsame Verbesserung, aber dennoch großen Verbesserungsbedarf beim Zugang zu Bildung und Beschäftigung unter der Roma-Bevölkerung. So sind beispielsweise die Ausgrenzung im Bildungssystem, der stark eingeschränkte Zugang zu einer Basis-Krankenversicherung oder zu (sozialem) Wohnraum noch immer ein Zeichen von Diskriminierung. Betroffen sind Länder wie die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Tschechische Republik oder Spanien. Die Kommission fordert nun stärkeres Vorgehen. Sie veröffentlicht dazu eine Konsultation, um den EU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration der Roma auf seine Wirksamkeit zu überprüfen. Bis zum 25. Oktober 2017 können BürgerInnen, Organisationen und andere InteressenträgerInnen daran teilnehmen.

 

 

Deutschprüfung für Studierende aus Drittstaaten: Im Juli wurde von der Universität Wien beschlossen, dass nur noch Deutschnachweise akzeptiert werden, die im Vorstudienlehrgang absolviert wurden. Nun protestieren StudentInnen aus Drittstaaten mit einem offenen Brief an das Rektorat der Universität Wien, das Innenministerium, den Verwaltungsgerichtshof und die MA35 für Einwanderung und Staatsbürgerschaft. Mit Unterstützung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) kritisieren StudentInnen, dass diese Neuerung zu kurzfristig kam.

 

 

Flüchtlingsklassen in Wien: Im kommenden Schuljahr wird es nun nur noch eine Flüchtlingsklasse, also eine Schulklasse, die nur von Flüchtlingskindern besucht wird, in Wien geben. Ursprünglich gab es 17 dieser stark umstrittenen Klassen. Kinder aus den aufgelassenen Flüchtlingsklassen werden aufgrund ausreichender Deutschkenntnisse nun in den Regelunterricht wechseln. Insgesamt werden 5542 Flüchtlingskinder, davon 2914 VolksschülerInnen, Wiener Pflichtschulen besuchen. Zusätzlich wird es 697 Flüchtlinge in Oberstufen-Klassen geben.

 

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