Medienfilter - Aktuelle Meldungen aus europäischer Politik und Gesetzgebung, Ausgabe 03.06.2020

 



Nachfolgend der wöchentliche Medienfilter des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) mit aktuellen Nachrichten aus europäischer Politik und Gesetzgebung. In dieser Ausgabe werden folgende Themenbereiche behandelt:

    • Wirtschaft, Finanzen und Binnenmarkt
    • Soziales, Bildung und Beschäftigung
    • Gesundheit
    • Medien und Kommunikation
    • Energie
    • Umwelt und Verkehr

Die Schlagzeilen der Woche:

Haushaltsprioritäten: Die Abgeordneten des EU-Parlaments betonten, dass die Prioritäten des EU-Haushalts 2021 auf der Abmilderung der COVID-19-Auswirkungen sowie der Erholung liegen sollen. Dabei soll auf dem Green Deal und der digitalen Transformation aufgebaut werden. Der Haushalt für das nächste Jahr sollte der erste eines aktualisierten, neu ausgerichteten und sehr ehrgeizigen Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) 2021-2027 sein, so die Abgeordneten. Sie erwarten einen Haushaltsentwurf der EU-Kommission, welcher sich darauf stützt, die Wirtschaft wiederaufzubauen und Widerstandsfähigkeit und Integration gewährleistet. Die von der EU finanzierte Forschung sollte verstärkt werden, sei es im Zusammenhang mit COVID-19 zur Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen oder im Hinblick auf die Klimaziele der EU. Außerdem soll es verstärkte Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geben. Bis Mitte Juni muss die EU-Kommission einen MFR-Notstandsplan vorschlagen. Ziel dessen ist es, die Empfängerinnen und Empfänger von EU-Programmen zu schützen und die Kontinuität der Finanzierung zu gewährleisten.

 

EP-Umfrage: Etwa 58 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger gerieten durch die COVID-19-Krise in finanzielle Schwierigkeiten. In einer Umfrage, die vom EU-Parlament in Auftrag gegeben wurde, zeichnete sich klar ab, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, nämlich sieben von zehn Befragten (69 Prozent) eine stärkere Rolle der EU bei der Bekämpfung dieser Krise fordert. Sechs von zehn sind unzufrieden mit der Solidarität zwischen EU-Mitgliedsstaaten. Zwar haben 74 Prozent der Befragten von den Maßnahmen, die von der EU eingeleitet wurden, gehört, aber nur 42 Prozent sind mit diesen zufrieden.

    

 Wirtschaft, Finanzen und Binnenmarkt

 

Lufthansa: Um die von der COVID-19-Krise stark getroffene Fluggesellschaft Lufthansa zu unterstützen, wurde nun ein mit gewissen Auflagen verbundenes Rettungspaket gebilligt. In diesem wird das Unternehmen dazu verpflichtet, an seinen Drehkreuzen in Frankfurt und München einem Mitbewerber bis zu 24 Start- und Landerechte mit bis zu vier Flugzeugen zu übertragen. Aufgrund der Reisebeschränkungen droht dem europäischen Marktführer, das Geld auszugehen. Der Lufthansa-Vorstand stimmte den Auflagen bereits zu. Diese Woche gab auch das Aufsichtsgremium grünes Licht. Da die geplante Kapitalerhöhung über ein Aktienpaket läuft, müssen noch im Juni auch die AktionärInnen zustimmen. Außerdem bedarf es noch einer formellen Genehmigung des Rettungspakets durch die EU-Kommission.

Binnenmarkt: Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments sorgt sich derzeit um den Binnenmarkt. Dies zeigte sich im Rahmen einer Debatte. Während staatliche Beihilferegelungen zwar als Rettungsleine für Unternehmen während der COVID-19-Krise gesehen werden, betonen die Abgeordneten jedoch, dass alle nationalen Instrumente staatlicher Beihilfen, wie Zuschüsse oder zinslose Darlehen, verhältnismäßig sein und auf transparente Art und Weise vergeben werden müssen. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, teilt diese Meinung. Sie stimmt zu, dass der Binnenmarkt von entscheidender Bedeutung für die Erholung sei, und versicherte den Abgeordneten, dass staatliche Beihilfen vorübergehend, begrenzt und dazu bestimmt seien, vor Konkursen und Entlassungen zu schützen. Sie ging im Rahmen der Debatte auch immer wieder auf die geäußerte Sorge der Abgeordneten ein, dass der Großteil der staatlichen Beihilfen (47%) von deutschen Unternehmen bezogen wurde, und betonte die gegenseitige Abhängigkeit der EU-Wirtschaft und der miteinander verbundenen Wertschöpfungsketten.

 

Soziales, Bildung und Beschäftigung

 

Behördenunterstützung: Das EU-Parlament nahm nun neben seinen Kerntätigkeiten Kontakt zu lokalen Behörden an allen Arbeitsorten Brüssel, Straßburg und Luxemburg auf. Es bot Unterstützung bei der Bewältigung der sozioökonomischen Folgen der COVID-19-Krise an. Es gibt nun diverse Vereinbarungen aufgrund verschiedener Anforderungen und Bedürfnisse. In Brüssel werden unter anderem in Zusammenarbeit mit verschiedenen Wohltätigkeitsverbänden seit April etwa 7.000 Mahlzeiten pro Woche verteilt sowie ein Schutzraum für gefährdete Frauen in den Räumlichkeiten des EU-Parlaments eingerichtet. In Straßburg kooperiert man währenddessen mit dem örtlichen Roten Kreuz und es werden bis zu 500 Mahlzeiten pro Tag für bedürftige Menschen zur Verfügung gestellt. Hier wurde außerdem ein COVID-19-Testzentrum eröffnet. In Luxemburg wird ebenfalls mit Wohlfahrtsorganisationen und dem Roten Kreuz kooperiert sowie bis zu 500 Mahlzeiten pro Woche bereitgestellt. Einem Pflegeheim werden zudem Dolmetscherkabinen zur Verfügung gestellt.

 

Gesundheit

 

WTO-Beziehung: Nachdem die ganze Welt weiterhin mit der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat, sicherte die EU weiterhin die Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu und hat bereits zusätzliche Mittel bereitgestellt. In einer von der EU geleiteten Resolution im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung am 29. Mai einigten sich alle Mitgliedstaaten der WHO darauf, sobald als möglich eine unparteiische, unabhängige und umfassende Evaluierung der internationalen gesundheitspolitischen Maßnahmen einzuleiten. Ziel dieser Evaluierungen ist es, die Lehren aus den Reaktionen auf das Coronavirus zu überprüfen, um die weltweite Abwehrfähigkeit von Gesundheitsgefährdungen zukünftig zu stärken.

 

 Umwelt und Verkehr

 

Nationale Klimaziele: Internationale Klimaforscherinnen und -forscher stellten in einer Studie fest, dass der weltweite CO2-Ausstoß um etwa 17 Prozent gesunken ist und die Werte in Österreich dabei mit einem Drittel noch deutlich darunter liegen. Durch die Entwicklungen durch COVID-19 geht man nun davon aus, dass Österreich seine Klimaziele für 2020 erreicht, so Günther Lichtblau, fachlicher Leiter für Klima im Umweltbundesamt. Gemeinsam mit weiteren positiven Jahren für Österreichs Klimaziele, erreicht Österreich nun potenziell auch das Gesamtziel für die Periode 2013-2020.

Förderung grüner Investitionen: Die EU-Kommission legte letzte Woche einen Vorschlag für eine Darlehensfazilität vor, welche unter Beteiligung der Europäischen Investitionsbank umgesetzt werden soll. Ziel ist es, grüne Investitionen durch die öffentliche Hand zu fördern und dadurch den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu unterstützen. Die Fazilität soll 1,5 Mrd. Euro für Finanzhilfen aus dem EU-Haushalt umfassen. Mit der Mobilisierung von Investitionen in Höhe von 25 bis 30 Mrd. Euro soll den am stärksten betroffenen Gebieten und Regionen beim Übergang geholfen werden. Der Vorschlag wird nun dem EU-Parlament und dem Rat vorgelegt, sodass er rasch angenommen werden kann.

 

 Medien und Kommunikation

 

Digitale Dienste: Diese Woche begann die Konsultation der EU-Kommission zum Gesetz über digitale Dienste. Bereits im Februar kündigte die EU-Kommission das Legislativpaket in einer Mitteilung über die Gestaltung der digitalen Zukunft Europas an. Nun sollen Meinungen, Fakten und Daten eingeholt werden, um das Regelwerk für digitale Dienste gut auszugestalten. Da der derzeitige Rechtsrahmen für digitale Dienste bereits zwanzig Jahre alt ist, gibt dieser keine Antwort auf heute drängende Fragen. Insbesondere geht es dabei beispielsweise um die Verantwortung von großen Online-Plattformen. Daher bedarf es in Europa eines modernisierten Rechtsrahmen, um alle Menschen in Europa auch online zu schützen sowie gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.

 

 Energie

 

EVN: Der Energieversorger EVN investierte unlängst etwa 20 Mio. Euro in eine neue Gasturbine für das Kraftwerk in Theiß, welche nun in die neue Wirkungsstätte eingesetzt wurde. An dem Projekt sind etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt. Mit etwa 240 Megawatt verfügt der 98 Tonnen schwere Turbinenläufer über eine höhere Leistung und einen höheren Wirkungsgrad. Durch diesen können rund 480.000 Haushalte mit elektrischer Energie versorgt werden. In Theiß wird neben elektrischer Energie auch Fernwärme für Gedersdorf und Krems erzeugt und sorgt für Netzstabilisierung bei kritischen Netzsituationen.

 

 

Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG)
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