VÖWG Umwelt Spezial, No. 06 - 2019  
 

 

Ich freue mich, das aktuelle Umwelt Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG)  zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten aus den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich viel  Spaß bei der Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff 
 

 

Brasilien kürzt Budget für Klimaschutz um 95 Prozent: Nachdem Präsident Jair Bolsonaro im Jänner mit dem Versprechen angetreten war, Umweltschutzauflagen zu lockern, hat Brasiliens Regierung die Mittel für den Kampf gegen den Klimawandel nahezu komplett gestrichen. Waren ohnehin nur noch rund 2,7 Millionen Euro für Maßnahmen gegen den Klimawandel vorgesehen, wurden diese nun zusätzlich um 95 Prozent gekürzt. Zusätzlich wurde das Gesamtbudget des Umweltministeriums um rund ein Viertel gekürzt. Für Programme zur Müllvermeidung werden den Angaben zufolge rund 80 Prozent, für Maßnahmen gegen Waldbrände 40 Prozent weniger zur Verfügung gestellt. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass Brasilien wie die USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 aussteigen könnte.

 

 

Österreichs Gletscher werden pro Jahr einen Meter dünner: Durch eine neue Messmethode stellten Forscher des ÖAW fest, dass Österreichs Gletscher im letzten Jahrzehnt (2006-2016) ein Fünftel ihrer Masse verloren haben. Die Eisdicke der Gletscher in Österreich gehts somit jährlich im Schnitt um einen Meter zurück. Bisher wurde die Eismasse in erster Linie anhand der Gletscherfläche abgeschätzt. Um jedoch herauszufinden, wie dick die Eisschicht an unterschiedlichen Stellen eines Gletschers ist, griffen die Forscher auf die sogenannten österreichischen Gletscherinventare zurück. Darin finden sich unter anderem Daten über die Umrisse der Gletscher, Höhenmodelle auf Grundlage von Luftbildern sowie Laserscans. Diese kombinierten sie mit punktuellen Messdaten der Eisdicke von 58 heimischen Gletschern. So konnten sie die Dicke unter den jeweiligen topographischen Bedingungen für alle Gletscher Österreichs möglichst realistisch ermitteln lassen. Dies eröffne neue Möglichkeiten für präzisere Abschätzungen regionaler und lokaler Auswirkungen des Klimawandels. Die Ergebnisse ermöglichen den Forscher zudem neue Aussagen über den wahrscheinlichen weiteren Ablauf des Gletscherschwundes in Österreich zu treffen. Laut der Studie wird in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten viel Eisdicke verloren gehen und weniger die Gletscherfläche, da vor allem die großen Gletscher noch über relativ dicke Eiszungen verfügen.

 

 

Zusammenarbeit von Kommunal- und Regionalbehörden, um die Abfallwirtschaft sowie den Tourismus in Städten nachhaltiger zu gestalten: 26 Städte, darunter Kopenhagen, Krakau und Lanzarote haben eine Charta unterzeichnet, die zu einer Reduzierung der Abfallmengen verpflichtet sowie den Übergang zur Kreislaufwirtschaft erleichtern soll. Der Tourismus, als der drittgrößte Wirtschaftszweig in der EU, ist eng mit anderen wichtigen Bereichen wie Kultur, Essen und Sport verknüpft. Jedoch sind Tourismus und andere Freizeitaktivitäten oftmals auch mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden, die sich aus Infrastruktur, Verkehr und Abfallerzeugung sowie Wasser- und Energieverbrauch ergeben. Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichten sich die Behörden, die Abfallproduktion von Touristen und Tourismusanbietern zu verringern und die Abfallwirtschaft zu optimieren, zum Beispiel durch die Förderung eines nachhaltigeren Konsums. Auch wolle man die Aufforderung der Vereinten Nationen zu wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigerem Tourismus umsetzen. Ein Kernelement dieses Projekts ist daher die Förderung partizipativer Lösungen unter Einbeziehung von Interessengruppen und Bürgern sowie der Austausch bewährter Verfahren zwischen den einzelnen Behörden. Darüber hinaus wurde während des gesamten Projekts eine geschlechtsspezifische Perspektive auf das Verbraucherverhalten und die Entscheidungsfindung angewandt. Tatsächlich habe sich gezeigt, dass die Pilotstädte, die das höchste Maß an Geschlechtergerechtigkeit und -sensitivität aufwiesen, auch die größten Brutto-CO2-Reduktionen erzielten.

 

 

"Stadt ohne Abfall“ Pilotprogramm in China gestartet: China verstärkt seine Bemühungen, den wachsenden Müllberg zu recyceln. Das Programm umfasst elf Städte, darunter Shenzhen in der Provinz Guangdong und Weihai in der Provinz Shandong sowie Teilabschnitte in fünf anderen Städten. Die Zentralregierung hat Arrangements getroffen, um den Pilotgebieten bei den Politikrichtlinien, der Technologie und der Finanzierung Unterstützung anzubieten sowie diesen beim Aufbau der Infrastruktur zur Beseitigung von Hausmüll und gefährlichen festen Abfällen zu helfen. Staatseigene Banken werden zu einigen Finanzierungen beitragen, um das zweijährige Pilotprogramm voranzubringen. Das Staatskonzil hat den Pilotplan „Stadt ohne Abfall“ im Jänner vorgestellt. Er zielt darauf ab, die Abfallerzeugung zu minimieren, die Nutzung zu maximieren, die Festabfälle sicher zu entsorgen und die Deponien zu reduzieren. Der Plan drängt auch darauf, bis 2020 ein Index-System für die „Städte ohne Abfall“ und ein institutionelles und technisches System für das Management von solchen Städten zu etablieren.

 

 

Europäische Kommission schlägt finanzielle Unterstützung für Österreich, Italien und Rumänien nach Naturkatastrophen vor:  Nach den Naturkatastrophen im Jahr 2018 schlägt die Europäische Kommission heute vor, Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds in Höhe von 293,5 Mio. EUR für Österreich, Italien und Rumänien bereitzustellen. Die 293,5 Mio. EUR werden wie folgt verteilt: 277,2 Mio. EUR für Italien infolge von starken Regenfällen, Stürmen, Überschwemmungen sowie Erdrutschen im Herbst 2018, 8,1 Mio. EUR für Österreich infolge derselben Wetterereignisse und 8,2 Mio. EUR für den nordöstlichen Teil Rumäniens nach den Überschwemmungen im Sommer 2018. Der Solidaritätsfonds der Europäischen Union wurde nach den schweren Überschwemmungen in Mitteleuropa im Sommer 2002 eingerichtet. Seitdem wurde er bei 84 Katastrophen unterschiedlicher Art– von Überschwemmungen über Waldbrände, Erdbeben und Stürme bis hin zu Dürren – mobilisiert. Bisher wurden 24 europäische Länder mit insgesamt über 5,2 Mrd. EUR unterstützt. Der Vorschlag, Österreich, Italien und Rumänien aus dem EU-Solidaritätsfonds zu unterstützen, muss noch vom Europäischen Parlament und vom Rat gebilligt werden.


Zusätzlich veröffentlicht die Kommission einen Bericht, in dem die Arbeit des Fonds seit seiner Etablierung im Jahr 2002 bewertet wird und in den Empfehlungen für die Zukunft ausgesprochen werden. Der Bericht kann hier abgerufen werden.

 

 

EU-Staaten geben grünes Licht für neue Regeln bei Einwegkunststoffprodukten: Der Rat gab endgültig grünes Licht für die neuen Vorgaben zu Einwegplastikprodukten. Die EU-Richtlinie zur Verringerung von Einwegplastik hat die letzte Hürde genommen. Der Ministerrat stimmte Mitte Mai dem Verhandlungsergebnis zu, welches zuvor vom Europäischen Parlament bestätigt wurde. In zwei Jahren werden demnach die Einwegprodukte, für die es Alternativen gibt, komplett vom Markt verschwinden. Das gilt zum Beispiel für Besteck und Teller. Für andere Produktgruppen wie etwa Lebensmittelverpackungen oder Trinkbecher wird eine Reduktion festgeschrieben. Hersteller müssen für ihre Produkte außerdem eine erweiterte Verantwortung übernehmen und sich zum Beispiel an den Kosten für die Reinigung der Strände beteiligen. Dem Beschluss des Rates der Europäischen Union folgt die Veröffentlichung des Rechtsakts im Amtsblatt der Europäischen Union. Die Richtlinie wird 20 Tage nach ihrer Veröffentlichung in Kraft treten. Die Mitgliedstaaten haben zwei Jahre Zeit, um sie in nationales Recht umzusetzen.

 

 

MA 48 setzt erstes vollelektrisches Müllsammelfahrzeug Österreichs ein: Die Abteilung Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark der Stadt Wien (MA 48) setzt seit Ende Mai 2019 das erste vollelektrische Müllsammelfahrzeug in Österreich ein. Die benötigte Energie kommt zu 100 Prozent aus der Steckdose - sowohl für den Antrieb, die Müllverdichtung sowie für die Behälterentleerung. Es gibt keine Motorenemissionen während der Fahrt und beim Betrieb sowie deutlich geringere Lärmemissionen. In Österreich gab es bisher keine vollelektrischen Müllsammelfahrzeuge, lediglich Hybridfahrzeuge. Diese konnten die MA 48 letztlich nicht überzeugen. Die Akku-Ladung reichte oft nicht aus, wodurch auch bei Hybridfahrzeugen wieder auf Dieselbetrieb umgeschaltet werden musste. Die Vorteile für die Umwelt waren dementsprechend gering. Das Verhalten des Fahrzeuges und der Batterie wird 1 Jahr lang bei unterschiedlichen Temperaturen, auf unterschiedlichen Strecken und mit verschiedenen Abfallfraktionen (Restmüll, Altpapier etc.) untersucht. Die TU Wien begleitet das Projekt wissenschaftlich. Die verbaute Batterie hat eine Kapazität von 230 kWh. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Elektro-Pkw hat eine Kapazität von 20 bis 40 kWh. Damit hat das Müllauto den ganzen Tag ausreichend Strom für den Einsatz sowie eine Reichweite von mindestens 100 Kilometern. Auch kann das Fahrzeug über eine 400-Volt-Kraftstromsteckdose aufgeladen werden. Eine separate Ladestation ist nicht nötig. Ermöglicht wird dies über ein Onboarding Ladesystem, wodurch die nötige Umwandlung von Wechselstrom auf Gleichstrom direkt im Fahrzeug stattfindet. Da die Herkunft des verwendeten Stroms essentiell für den ökologischen Nutzen ist, setzt die MA 48 auf den aus Deponiegas, Photovoltaikanlagen sowie aus thermischer Abfallbehandlung eigens erzeugten Strom.

 

 

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Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG)
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