VÖWG - Verkehr Spezial, 09/2018                          

Ich freue mich, das aktuelle Verkehr Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten mit Relevanz für den Verkehrssektor.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

 

European Mobility Week, 16.-22.09-2018. Diese Woche findet vom 16. bis 22. September die europäische Mobilitätswoche statt. Ziel dieser europäischen Initiative ist es, die BürgerInnen für umweltfreundliche Mobilität zu sensibilisieren, Aufmerksamkeit für Verkehrsprobleme zu schaffen und umweltverträgliche Lösungen zu suchen. Das Thema der diesjährigen Mobilitätswoche ist die Multimodalität "Sei flexibel - Mix and Move". Im Zuge der Mobilitätswoche findet am 20. September in Pinkafeld eine Veranstaltung zum Thema "Unsere Region auf die Schiene bringen - neue Technologien für attraktive Nebenbahnen" statt.  Am Samstag, den 22. September wird in ganz Europa dazu aufgerufen, das Auto stehen zu lassen und auf alternative Fortbewegungsmittel umzusteigen.

 

 

Dieselfahrverbot in Frankfurt. In der Stadt Frankfurt kommt ab 1. Februar 2019 ein Dieselfahrverbot. Die deutsche Umwelthilfe hatte vier hessische Städte geklagt und vor Gericht Recht bekommen. Das Verwaltungsgericht in Wiesbaden fällt hier ein eindeutiges Urteil: Nein zu der Überschreitung der Stickoxidwerte. Besonders ältere Fahrzeuge sind davon betroffen. In Hamburg gilt dieses Fahrverbot bereits und in Stuttgart soll es auch Anfang nächsten Jahres eintreten. Das deutsche Bundesverwaltungsgericht hat zuvor bereits geurteilt, dass diese Art von Fahrverboten grundsätzlich zulässig ist.

 

 

Delegierter Rechtsakt im Rahmen der ITS-Richtlinie. Kooperative intelligente Verkehrssysteme (C-ITS) verwenden Technologien, die es Straßenfahrzeugen ermöglichen, miteinander und mit straßenseitiger Infrastruktur (z. B. Verkehrssignalen) zu kommunizieren. Im Rahmen der ITS-Richtlinie wird die Europäische Kommission einen delegierten Rechtsakt erlassen, der Vorschriften zur Gewährleistung der Sicherheit der C-ITS-Kommunikation enthält, die praktische Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung im Bereich C-ITS gewährleistet und Regeln für die Interoperabilität aufstellt. Dabei soll der delegierte Rechtsakt in Form eines offenen Systems anhand von Reviews und Überarbeitungen neue Dienste und technologische Lösungen in das C-ITS-System integrieren, sobald diese ausgereift sind.

 

 

Autonomes Fahren im Europäischen Verkehr. Bezugnehmend auf den Vorschlag der Europäischen Kommission über sichere Systeme für die automatisierte Mobilität auf Straßen veröffentlichte das Europäische Parlament einen Initiativbericht (INI) über autonomes Fahren im europäischen Verkehrswesen. Darin schlägt der Berichterstatter vor, den autonomen Verkehr auch im Luftverkehr, im Verkehr auf Wasserwegen und im Schienenverkehr zu berücksichtigen. Er fordert auch Maßnahmen, um Europas Position bei der Weiterentwicklung und dem Einsatz selbstfahrender Fahrzeuge zu stärken.

 

 

Weitere Initiativen im Verkehrssektor auf EU-Ebene.

TEN-V/CEF-Budget für die Jahre 2021-2027: Die Europäische Kommission schlägt im nächsten 7-Jahres-Zeitraum für den Verkehrssektor ein Gesamtbudget von insgesamt 30,6 Mrd. Euro vor, davon 6,5 Mrd. Euro für militärische Mobilität. Der Vorschlag wird nun von den EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des Mehrjährigen EU-Finanzrahmens verhandelt.

Vereinfachung der Umsetzung von TEN-V-Projekten: Die Europäische Kommission hat am 17.05.2018 einen Vorschlag zur Beschleunigung von Projekten des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) vorgelegt. Dadurch soll die Dauer des Genehmigungsprozesses durch Maßnahmen zur Straffung der Verfahren auf maximal drei Jahre reduziert werden.

Überarbeitung der Eisenbahn-Fahrgastrechte-Verordnung: Das Europäische Parlament beabsichtigt eine drastische Verschärfung der Eisenbahn-Fahrgastrechte, z. B. eine Verspätungsentschädigung von 50 % bereits ab 60 Minuten. Nach heftigen Reaktionen des Eisenbahnsektors hat es zunächst seine Abstimmung auf den September verschoben.

EU-Aktionsplan für Sicherheit der Fahrgäste und des Personals im Eisenbahnverkehr: Nach einzelnen Angriffen in Zügen hat die Kommission im Juni einen Sicherheits-Aktionsplan vorgestellt. Er zielt auf eine intensivere Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten, u. a. durch Gründung einer EU-Plattform für die Sicherheit im Schienenpersonenverkehr.

 

 

Teststrecke autonomes Fahren. Seit über einem Jahr ist die Teststrecke für autonomes Fahren auf der A2 in Betrieb. Das Programm wird in Kooperation von Forschungseinrichtungen und Unternehmen betreut (unter anderem Magna Steyr und AVL List). Die Rahmenbedingungen auf der Strecke sind sehr realistisch und so auch gut zu untersuchen. Herausforderungen wie Berge, Tunnel und Wetterwechsel können genau analysiert werden. Die vorhandenen Radar- und Kamerasensoren sollen dieses Jahr noch miteinander verknüpft werden, um das ganze Geschehen bestmöglich zu verfolgen. Mit Baustellen gibt es noch einige Probleme, da die Sensoren der Autos durch die speziellen Beschilderungen und Markierungen verwirrt werden. Nun verfügt die Strecke bei den Überkopfanzeigen auch über Funkbaken, was die Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug über vorausliegende Baustellen ermöglicht. Das gleiche System stellt straßenbezogene Signalisierungen, wie etwa dynamische Geschwindigkeitsanzeigen dem Fahrzeug zur Verfügung. Künftig sollen diese kooperativen Systeme auch zwischen Fahrzeugen ausgetauschte Daten auffangen, um  ein umfassendes Bild über das gesamte Verkehrsgeschehen generieren zu können. Diese Anwendungsbeispiele sind auch international und markenübergreifend abgestimmt und ein Teil des C-Roads-Projekts. Einer der Grundgedanken des Experiments auf der A2 ist es, die Autobahnkapazitäten optimal zu nutzen und zu steuern. Die unterschiedlichen Hersteller der selbstfahrenden Autos, haben auch jeweils verschiedene Umsetzungen und damit auch andere Fahrverhalten. Die Abstimmung der Autos aufeinander stellt sich als größere Herausforderung dar. Die Teststrecke bildet hier auch eine gute Fläche um geeignete Simulationsmodelle auszutesten.

 

 

Zufriedenheit beim Bahnfahren gestiegen, weiteres Verbesserungspotenzial vorhanden. Die BahnfahrerInnen bemerken eine Verbesserung der Bedingungen beim Bahnfahren und sind deshalb noch häufiger mit der Bahn unterwegs. Das zeigt der diesjährige VCÖ-Bahntest. Auch wenn die derzeitigen Verbindungen bereits sehr ausgebaut sind, gibt es dennoch verbesserungswürdige Punkte. Unzufriedenheit wurde etwa bei der Abstimmung zwischen der Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, sowie beim Komfort der Wartebereiche an Bahnhöfen festgestellt. Häufigere Bahnverbindungen würden es 37% der befragten BahnfahrerInnen ermöglichen, künftig viele Autofahrten auf die Bahn zu verlagern. Weiterhin Verbesserungsbedarf besteht bei der Information zu Unregelmäßigkeiten sowohl am Bahnsteig als auch in den Zügen. Gewünscht wird auch ein verbesserter Empfang für Mobiltelefon und mobiles Internet. In den Regionen wollen die Gäste bessere Anschlüsse und häufigere Verbindungen. In Wien sind bereits 45% der Haushalte autofrei. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier somit wichtiger denn je. Dies leistet auch einen positiven Beitrag zum Klima und zur allgemeinen Luftqualität. Die Bahn wird auch oft als Transportmittel gewählt, weil sie auf bestimmten Strecken schneller als das Auto ist. Besonders positiv bewerten die BahnfahrerInnen das Bahnpersonal und das vorhandene Sitzplatzangebot. Am diesjährigen Bahntest nahmen 9.600 Personen in Zügen von sieben unterschiedlichen Bahnunternehmen teil. Als Gesamtnote für die aktuelle Zugfahrt vergaben die Fahrgäste die Note 1,8.

 

 

Abweichen der Herstellerangaben vom tatsächlichen Spritverbrauch neuer Fahrzeuge. Eine von "Transport & Environment" veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass der tatsächliche Spritverbrauch neuer Fahrzeuge deutlich über den Herstellerangaben liegt und dadurch erhebliche Mehrkosten und Emissionen verursacht. Die derzeitige Verordnung zur Verringerung von CO2-Emissionen Neufahrzeugen und Lieferwagen konnte die gewünschten Emissionsreduktionen auf der Straße nicht erzielen. Während die CO2-Emissionen von Neuwagen, die mit dem veralteten Labortest (NEFZ) gemessen wurden, seit dem Jahr 2000 um 31% zurückgegangen sind, beträgt die Verringerung auf der Straße lediglich 10%. Die Differenz zwischen Tests und realer Leistung ist von 9% im Jahr 2000 auf 42% im Jahr 2017 gestiegen. Wäre die Differenz konstant geblieben, wären bis 2017 insgesamt 264 Mt CO2-Äquivalente weniger kumulative Emissionen ausgestoßen worden. Der dadurch höhere Sprit-Verbrauch hat für Autofahrer EU-weit zusätzliche Kosten von 150 Mrd. Euro verursacht. Die Studie warnt zudem vor neuen Schlupflöchern beim seit 1. September 2018 für alle Neuzulassungen geltenden Testzyklus WLTP.

 

 

Daten-Weitergabe öffentlicher Verkehrsunternehmen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert einen fairen Umgang mit ÖPNV-Daten. Die Pläne der EU-Kommission sehen vor, dass Daten aus dem Geschäftsbetrieb öffentlicher Verkehrsunternehmen uneingeschränkt an Dritte, also auch an Wettbewerber, weitergegeben werden müssen. Neben Behörden sollen durch die PSI-Richtlinie künftig auch öffentliche Verkehrsunternehmen zur Daten-Weitergabe verpflichtet werden. Der VDV sieht darin erhebliche Wettbewerbsnachteile für die Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs, die letztlich zulasten der Fahrgäste und der meist kommunalen Eigentümer gingen.

 

 

E-Flugzeuge für Kurzstreckenflüge in Norwegen. Bis zum Jahr 2040 will Norwegen jeden Kurzstreckenflug mit E-Flugzeugen durchführen und somit seine Treibhausgasemissionen noch einmal drastisch reduzieren. Davor müssen aber noch große Hürden in der E-Industrie überwunden werden. Derzeit gibt es nur Kleinflugzeuge, die elektrisch fliegen. Um eine große Anzahl an PassagierInnen und deren Gepäck zu transportieren bedarf es mehr Energie, als die aktuell verfügbaren transportablen Batterien bereitstellen. Die ersten Flugzeuge mit etwa 30 Sitzplätzen sollen im Jahr 2025 in der Luft sein. In den kommenden Jahren wird mit einem starken Anstieg der Mittelstreckenflugzeugflotte gerechnet. Eine Verdopplung auf insgesamt 48.000 Maschinen in den nächsten 20 Jahren wird erwartet.

 

 

IAA Nutzfahrzeuge 2018. Die Messe Driving Tomorrow findet von 20. bis 27. September in Hannover statt. Hier präsentieren über 2.000 Hersteller ihre Lösung für die Frage der elektronischen LKWs. Das diesjährige Programm enthält Themen, wie zum Beispiel: Alternative Antriebe, automatisiertes Fahren und Digitalisierung im Verkehr. Zahlreiche Aussteller halten innovative Lösungen für die neue Generation der LKWs bereit.

 

 

Elektrische Kehrmaschinen. Leise und emissionsfreie Fahrzeuge sind ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft und Klimaschutz. Der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel in Deutschland beobachtet die entsprechenden Entwicklungen bereits seit einem längeren Zeitraum. Derzeit werden von dem Betrieb drei verschiedene elektrische Kehrmaschinen getestet. So möchte man sich ein Bild von der Leistungsfähigkeit und der Eignung der neuesten Produkte machen. Die deutlich geringere Lärmbelästigung durch die Geräte hat große Vorteile für die BürgerInnen. Jedoch lassen sich die Geräte nicht mit Wechselaufbauten versehen, was die Umrüstung vom Sommerdienst auf den Winterdienst erschwert. 

 

 

Car-Sharing und andere Mobilitätsdienstleistungen verändern das Mobilitätsverhalten. Das Teilen ist in der Mobilität nicht neu, aber durch die Digitalisierung werden wieder neue Möglichkeiten geschaffen. Bei richtigem Einsatz und Vermeidung von Rebound Effekten hat Sharing durch effizientere Ressourcen-Nutzung und die Veränderung des Mobilitätsverhaltens das Potenzial, die Personenmobilität auf Klimakurs zu bringen. Das Sharing von Fahrzeugen und Maschinen hat seinen Ursprung in den 1950er Jahren, als in Deutschland der erste Maschinenring gegründet wurde. Hier kam es zur gemeinsamen Verwendung von landwirtschaftlichen Geräten. Befragte NutzerInnen aus Österreich geben knapp 600 Euro im Jahr für das Mieten von Fahrzeugen aus. Auch online bestellte Fahrdienste boomen und profitieren von dem Trend. Durch die Digitalisierung kommt es immer mehr zur Entkopplung der individuellen Mobilität vom privaten Besitz. Ländliche Regionen sind von den Angeboten meist noch vollkommen ausgenommen. Auch der öffentliche Verkehr profitiert vom Sharing. Nach dem Umstieg vom eigenen Auto zu Carsharing sind die Haushaltsmitglieder vielfältiger unterwegs, bisherige Fahrten mit dem eigenen Auto verteilen sich neben Carsharing auch auf den Öffentlichen Verkehr, Radfahren und Gehen.

 

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