VÖWG - Bildung Spezial, No. 12 - 2015

Ich freue mich, das aktuelle Bildung Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten mit Relevanz für den Bildungssektor.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

Organisation: Am 1. Dezember 2015 ist die neue Geschäftseinteilung des Bundesministeriums für Bildung und Frauen (BMBF) in Kraft getreten. Ziel dieser ist es die Aufbauorganisation zu optimieren und weiterzuentwickeln, um eine schlanke und klare Struktur im BMBF zu erreichen - darunter ist die Regelung der Organisationsstruktur mit den Zuständigkeiten für die arbeitsteilige Erfüllung von Aufgaben zu verstehen. Mit dieser Veränderung werden sechs Sektionen auf fünf reduziert und wie zuvor mit zwei Stabstellen, die dem Generalsekretär unterstehen, eingerichtet. Neu, ist vor allem die Präsidialsektion dessen Zuständigkeitsbereich die Steuerung und Services umfasst, somit werden mehrere Agenden wie Budget, Personal, Recht und Legistik zusammengeführt. Weitere Sektionen sind: I) Allgemeinbildung II) Berufs- und Erwachsenenbildung, III) PädagogInnenbildung, Personalvollzug und Schulerhaltung und IV) Frauenangelegenheiten und Gleichstellung.

Rat der Europäischen Union: Ende November 2015 traffen einander der Rat für Bildung, Jugend, Kultur un Sport. In Bezug auf den Bildungsbereich, wurde seitens der EU-MinisterInnen unterstrichen, dass es unbedingt nötig sei die unterschiedlichen Kompetenzen von angekommenen MigrantInnen wahrzunehmen und einen intensiven Spracherwerb zu fördern, um sozialen Ungleichgewichten vorzubeugen. Der Rat hat ebenfalls den 2015 Joint Report angenommen; dieser berichtet über momentane Fortschritte und Herausforderungen innerhalb des ET 2020-Rahmens. Für die nächsten fünf Jahre sollen Bildungs- und Ausbildungssysteme dafür sorgen, dass die Beschäftigungsquote verbessert wird, Fertigkeiten und Innovationen gefördert werden, soziale Mobilität und Gleichberechtigung zu erhöhen und Radikalisierungen zu verhindern sowie das Fundament für demokratische Werte und aktive BürgerInnen zu schaffen.

Partnerschaft: Mitte November 2015 präsentierte die Europäische Kommission (EK) beim Gipfeltreffen "Enterprise 2020" den "Europäischen Pakt für die Jugend". Der Pakt wurde vom "Europäischen Netzwerk für die soziale Verantwortung von Unternehmen (CSR Europe)" initiiert. Ziel dieser Initiative ist es, Partnerschaften zu schließen um die Beschäftigungsfähigkeit zu fördern und junge Menschen verstärkt einzubinden. Zudem sollen dabei etwa 10.000 Partnerschaften und mindestens 100.000 Lehrstellen, Praktika sowie Arbeitsstellen geschaffen werden. Im Rahmen dieses Pakts wird die EK in technischer Hinsicht Unterstützung leisten und den beteiligten Akteuren bei der entsprechenden Umsetzung helfen. Die Resultate der Kooperationen werden bei einem Gipfeltreffen im Dezember 2017 vorgestellt, Unternehmen und Akteure des Bildungssektors sind eingeladen.

Innovation: Im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung in Dubai, die Anfang Dezember stattfand, trafen WissenschaftlerInnen, MinisterInnen und ExpertInnen der ganzen Welt zusammen, um dringliche Probleme zu erörtern und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Bei dem Knowledge Summit 2015 wurden zahlreiche innovative Projekte und Initiativen präsentiert. Mit dem Ziel die Wissensentwicklung in unterschiedlichen Regionen der Welt und insbesondere in arabischen Raum voranzutreiben.

Hochschulsektor: Im Wintersemester 2015/2016 wurde ein weiterer Anstieg der Anzahl an Inskriptionen festgestellt. An den 22 öffentlichen Universitäten in Österreich ist für das WS 2015/16 eine Zahl von 308.664 ordentlichen und außerordentlichen Studierenden zu verzeichnen. Im vorherigen Wintersemester 2014/15 waren es noch 304.100 StudentInnen. An den 21 Fachhochschulen Österreichs ist sogar ein höherer Anstieg ersichtlich. Demnach hat sich die Anzahl der Studierenden von 45.660 auf 48.055 erhöht, was einem Anstieg von 5,2 Prozent entspricht. Ebenso ist es auch bei der Anzahl von FachhochschulanfängerInnen, diese haben sich um 5,1 Prozent erhöht. Bezugnehmend auf Neuzulassungen aus Drittstaaten zeigt sich ein Anstieg auf 7.566 Studierende.

Kinder: In Großstädten, aber auch in städtischen Regionen sind hohe Anteile an sozial benachteiligten SchülerInnen zu erkennen. In Wien wird etwa ein Anteil von 36 Prozent gemessen. Die jeweilige sozioökonomische Familienlage hat einen bedeutenden Einfluss auf die Schulleistung von Kindern und Jugendlichen. Dahingehend wird insbesondere in derartigen Regionen eine Ausweitung der Ganztagsschulen vorangetrieben und mehr Ressourcen eingesetzt.

Vorlesen: Laut der jährlichen Vorlesestudie der Wochenzeitung "Die Zeit" und der Deutschen Bahn Stiftung GmbH, erzielen Kleinkinder durch regelmäßiges Vorlesen zukünftig bessere Erfolge in der Schule. Dazu wurden 524 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren und deren Eltern befragt. Durch diese Studie wurde belegt, dass eine langfristig förderliche Wirkung auf die individuelle Entwicklung des Kindes besteht. Zudem wurde im Rahmen der Studie erkannt, dass anhand des Vorlesens auch eine stärkere Familienbindung, ein außerordentlicher Gerechtigkeitssinn, ein höheres Selbstbewusstsein und weitere soziale Aspekte gefördert werden.

Erasmus+ in Frankreich: Französische HochschulabsolventInnen, die einen Masterabschluss in einem an Erasmus+ teilnehmenden Land erwerben, haben die Möglichkeit ein Darlehen in Anspruch zu nehmen. Ebenso gilt diese Erasmus+-Darlehensregelung für AbsolventInnen teilnehmender Staaten, die in Frankreich ihr Masterstudium abschließen wollen. Der Europäische Investitionsfonds (EIF) und die französische Bank BPCE haben Anfang Dezember eine Bürgschaftsvereinbarung unterzeichnet, durch die eine derartige Unterstützung ermöglicht wird. Die Masterstudierenden können entweder bei einem einjährigen Studium bis zu 12.000 Euro oder bei einer Studiendauer von zwei Jahren bis zu 18.000 Euro beanspruchen. Außerdem erhalten Studierende durch die Erasmus+-Garantie besonders günstige Bedingungen sowie Zinssätze und müssen keine Sicherheiten vorlegen.

Flüchtlinge I: In einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) macht diese darauf aufmerksam welche Handlungen im Unterrichtsbereich vermieden werden sollten. Dabei wird insbesondere davor gewarnt Kinder mit Migrationshintergrund oder Flüchtlingskinder in eigenen Klassen zu unterrichten. Die OECD schlägt dahingehend eine zielorientierte Sprachförderung vor, die durch eine raschere Integration begleitet werden soll. Zudem empfiehlt die OECD mittelfristig SchülerInnen bezugnehmend auf deren Leistungsniveau gemischt zu unterrichten und Eltern von MigrantInnen-Kindern sowie leistungsschwachen SchülerInnen verstärkt zu fördern. Länder wie Kanada, Australien, die USA und Großbritanien sowie Israel verzeichnen sowohl bei einheimischen Kindern als auch bei SchülerInnen mit Migrationshintergrund gleiche Leseleistungen. Das obwohl die zuvor genannten Staaten über besonders hohe MigrantInnen-Anteile verfügen.

Studium: Das Wissenschaftsministerium plant für  BezieherInnen der Studienbeihilfe und SelbsterhalterInnen-Stipendien einige Erleichterungen. Dahingehend ist für Studienbeihilfen-BezieherInnen, die über 27 Jahre alt sind einen jährlichen Zuschuss von 360 Euro ab dem WS 2016/17 angedacht. BezieherInnen von Selbsterhalter-Stipendien können durch die Erleichterungen abgeleistete Freiwillige Soziale Jahre (FSJ) in die vierjährige SelbsterhalterInnen-Zeit einberechnen lassen. Das bedeutet, dass das FSJ bezugnehmend auf den Präsenz- und Zivildienst gleichgewertet wird. Ebenso sind Lockerungen bei den Rückzahlungsregelungen vorgesehen. Somit soll bei einem Nachweis der Erreichung von 30 ECTS-Punkten am Ende des fünften Semester keine Rückzahlung mehr eingefordert werden. Zuvor mussten bereits nach dem zweiten Semester 15 absolvierte ECTS-Punkte vorgelegt werden.

SchülerInnen: Neue Zahlen der Statistik Austria haben gezeigt, dass insbesondere an höheren technischen Lehranstalten (HTL) und bei Bildungsanstalten für Kindergarten- und Sozialpädagogik rekordverdächtige Besuchszahlen zu verzeichnen sind. An Hauptschulen oder Neuen Mittelschulen sowie in Unterstufen der Allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) wird ein Rückgang an SchülerInnen festgestellt. Die Volksschulen scheinen langsam eine Trendumkehr zu erleben. Denn im Vergleich zum Vorjahr ist die SchülerInnenanzahl um etwa 400 angestiegen. Die Statistik Austria, geht davon aus, dass zukünftig die Anzahl an SchülerInnen in Volksschulen konstant steigen wird. Bezugnehmend auf die Sekundarstufe II sind unterschiedliche Trends je nach Schultyp zu erkennen. So verzeichnen Berufsschulen einen Rückgang von 0,1 Prozent, berufsbildende mittlere Schulen (BMS) minus 16,8 Prozent und Polytechnische Schulen minus 27,3 Prozent.

Flüchtlinge II: Das Integrationsministerium hat Ende Dezember 2015 das sogenannte "Anerkennungsgesetz" in Begutachtung geschickt. Ziel ist eine Beschleunigung der Ausbildungsanerkennung von Flüchtlingen. Dazu soll eine zentrale Stelle eingerichtet werden, die als One-Stop-Shop fungieren und eingebrachte Anträge an die jeweils zuständige Behörde weiter übermitteln soll. Diese haben innerhalb von drei Monaten eine Entscheidung zu treffen.  Außerdem besteht für Behörden die Möglichkeit bei Asylberechtigten oder Schutzbedürftigen, die erforderlichen Dokumente nicht vorlegen können, über andere Verfahren den Bildungsabschluss oder berufliche Qualifikationen zu ermitteln. Dies kann beispielsweise durch Gutachten, praktische oder theoretische Prüfungen erfolgen. Seitens des Bildungs- und Gesundheitsressort bestehen Bedenken bezüglich des Mehraufwands.

IMPRESSUM:

Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG)
Geschäftsführung: MMag. Heidrun Maier-de Kruijff

Stadiongasse 6-8, A-1010 Wien
Telefon: 0043-1-4082601
E-Mail:
sekretariat@voewg.at
Web: www.voewg.at