VÖWG - Verkehr Spezial, 06/2016

Ich freue mich, das aktuelle Verkehr Spezial des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten mit Relevanz für den Verkehrssektor.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

LKW - Verkehrssicherheit. Bereits 6 Menschen wurden in Österreich dieses Jahr bei Verkehrsunfällen mit LKW-Beteiligung getötet, darunter auch ein 10-jähriges Mädchen. Bereits mehrmals wurde von Verkehrsclubs gefordert, dass gleichzeitig mit Maßnahmen der Bewusstseinsbildung, Reduzierung des Schwerverkehrsanteils in Städten und verbesserter Stadtlogistik auch sogenannte Fahrassistenzsysteme für LKW eingeführt werden. Erst am 10.03.2016 wurde von der EU die Änderung einer LKW-Sicherheitsrichtlinie beschlossen, die viele dieser Missstände entschärfen sollte. Allerdings haben HerstellerInnen bis 2021 Zeit, die geforderten Maßnahmen umzusetzen.

Gotthard-Basistunnel. Am 1. Juni fand die Eröffnung des Gotthard-Basistunnel statt. Mit 57 Kilometern Länge stellt er nicht nur den längsten Tunnel der Welt dar, sondern bringt auch eine deutliche Verbesserung des europäischen Personen- und Transitverkehrs. Bereits 70% des Schweizer alpenquerenden Güterverkehrs wird über die Schiene abgewickelt, während es Österreich nur auf ein Drittel und Frankreich sogar nur auf ein Siebtel schafft. Dies soll sich durch die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels und den Anschlussstrecken in Norditalien, Süddeutschland und dem Südtessin ändern.

Transit-Elevated-Bus. Um dem Verkehr in Chinas Großstädten Herr zu werden und die Straßen zu entlasten hat ein chinesisches Unternehmen, Transit Explore Bus, den sogenannten Transit Elevated Bus entwickelt. Dieser Bus soll, elektrisch betrieben und schienengeführt, einfach über dem regulären Autoverkehr fahren. Auf der CITECH16, der China Beijing International High-Tech-Expo, wurde ein Modell vorgeführt und bereits ab Sommer soll in der nordchinesischen Hafenstadt Qinhuangdao ein Prototyp im Einsatz sein. Der 8m breite und 5m hohe TEB soll mit 64m Länge um die 1400 Passagiere transportieren können und somit eine kostengünstige Alternative zur U-Bahn darstellen.

Elektromobilität. Laut Statistik Austria ergab sich im 1. Quartal 2016 gegenüber 2015 eine Steigerung der Neuzulassungen bei Elektrofahrzeugen um 1,61%. Erwartet wird bis Ende des Jahres eine Gesamtzahl von 4600 Neuzulassungen bei Fahrzeugen der Klasse M1. Der Bericht ist über die Homepage des bmvit abrufbar. Im Bericht ebenfalls enthalten ist eine Karte der E-Ladestationen mit Stand 31.3.2016. Auch hier ist eine Steigerung von 2,6% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres zu verzeichnen.

Schnittstellenoptimierung.  Die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) startet auch dieses Jahr wieder einen Call zur Förderung und Optimierung der „Sanften Mobilität“. Im Mittelpunkt steht die Erhöhung des Radverkehrs im Modal Split, insbesondere sollen die Schnittstellen zum ÖV durch Infrastrukturmaßnahmen optimiert werden. Eine Einreichung ist von 02.05.2016 bis 30.09.2016 möglich.

Fahrrad-Highways. Während sie in den Niederlanden bereits seit den 1980er Jahren erprobt und erfolgreich umgesetzt wurden, ziehen immer mehr europäische Regionen nach und wollen in Rad-Highways investieren. Auch in Österreich sind Radlangstrecken geplant. In Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien liegen sogar schon konkrete Pläne vor. Die neuen Routen sollen den von den Niederlanden gesetzten Qualitätsstandards entsprechen. Die derzeit in Planung befindlichen neun Hauptradrouten in Österreich sollen in den Jahren 2017/2018 in Betrieb gehen.

Aus für Verbrennungsmotoren? Das Umweltbundesamt publizierte im Auftrag des Biomasseverbands, der IG Windkraft und von Save Energy ein „Szenario Erneuerbare Energie“. Darin ist unter anderem die Rede davon, dass, orientiert an Norwegen, auch in Österreich ein Verbot des Verkaufs von diesel- und benzinbetriebenen Fahrzeugen ab dem Jahr 2020 denkbar wäre, ohne jedoch im Detail darauf einzugehen. Ziel sei eine Reduktion der Treibhausemissionen bis 2030 um 60% und bis 2050 um 90%. Die WKO tituliert den Vorstoß als „verspäteten Aprilscherz“ und stuft das Szenario zwar nicht  als gänzlich unrealistisch ein, verweist jedoch in einer Presseaussendung darauf, dass der Fokus eher auf einer Kaufanreizschaffung für umweltfreundliche Antriebsformen liegen sollte und darauf, alte, emissionsreiche Antriebe von der Straße zu bekommen.

Bahnnutzung steigt. Bahnfahren liegt im Trend. Seit 2011 steigt die Bahnnutzung in Österreich. 1.426 Kilometer (Tendenz: steigend) legt man hierzulande durchschnittlich jedes Jahr mit der Bahn zurück – und befördert die ÖBB damit auf Platz 1 in der EU. Auch in Sachen Netzausbau kann sich die Statistik sehen lassen: Auf eine Million EinwohnerInnen kommen je 170 Bahnstationen, einzig die Slowakei verfügt über ein besser ausgebautes Netz.  Der Verkehrsminister führt diesen Erfolg auch auf die Preispolitik der ÖBB zurück: Österreich liegt mit 2,3 Cent Erlös pro gefahrenem Kilometer unter EU-Mittelwert. Im Güterverkehr belegt Österreich mit 22 Milliarden Nettotonnenkilometern hinter Deutschland (114 Milliarden), Polen und Frankreich den vierten Platz.

Neue VOR-Tarife. Mit 6. Juni tritt im Verkehrsverbund Ostregion (NÖ, Bgld, Wien) der neue Streckentarif in Kraft und ersetzt somit den bisherigen Zonentarif. Durch die transparentere Preisgestaltung erhofft sich der VOR neue Kunden im Nahverkehr. Verkehrsklubs zeigen sich über die Umsetzung der jahrelang geforderten Reform erfreut, betonen jedoch, dass man die Entwicklungen durch die Tarifumstellung genau beobachten müsse. Sollten sich in der Praxis Verschlechterungen abzeichnen, sollte man sofort nachbessern. Ebenfalls wichtig sei es, die VOR-Tickets im ÖBB-Ticketshop erhältlich zu machen.

Abgasskandal. Ein Expertenausschuss der EU-Mitgliedsstaaten stimmt für die Einführung eines neuen und strengeren Testsystems für CO2-Emissionen. Das derzeit übliche Laborverfahren soll demnach in Zusammenarbeit mit der UN durch ein neues Verfahren ersetzt werden, bei denen die Fahrzeugemissionen während Testfahrten gemessen werden. Sollten EU-Rat und -Parlament dem Vorschlag der Kommission zustimmen, könnten die neuen Tests schon ab 2017 verpflichtend werden. Bereits im Jänner gab es einen Vorstoß der Kommission, die KFZ-Vorschriften zu verschärfen.

Schienengüterverkehr. Trotz des von der Europäischen Kommission gesetzten Ziels, Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, ist der Anteil der Schiene am Güterverkehrsaufkommen in der EU seit 2011 sogar leicht zurückgegangen. Zu diesem Schluss kommt der Europäische Rechnungshof in einem neuen Bericht. Der Schienenverkehr hat dem Bericht zufolge in puncto Umweltbelastung und Verbrauch von importiertem Öl zwar die bessere Bilanz vorzuweisen, kann sich jedoch im Wettbewerb mit der Straße nicht behaupten. Für Güterzüge müssen Entgelte für jeden Kilometer der befahrenen Schieneninfrastruktur gezahlt werden. Dies ist bei der Straße nicht immer der Fall.

Mobile-Eye. Verkehrsminister Jörg Leichtfried fokussiert in neuem Sicherheitspaket für den Straßenverkehr auf zwei Schwerpunktgruppen: Lastkraftwagen (LKW) und junge LenkerInnen. Ab sofort startet das Pilotprojekt „Mobil-Eye“ für LKW, die laut Statistik besonders oft in schwere Unfälle verwickelt sind. In dem Pilotprojekt werden zunächst 20 LKW mit einem Assistenzsystem ausgestattet, das den LenkerInnen Rundumsicht gestattet und vor Kollisionen mit PKW, RadfahrerInnen und FußgängerInnen warnt. Darüber hinaus sollen LKW-Kontrollen in Zukunft besser koordiniert werden, weg vom rein technischen Schwerpunkt, hin zu einer stärkeren Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten. Der Minister will alle beteiligten Behörden im Herbst zu einer LKW-Sicherheits-Plattform einladen.

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