Ich freue mich, das aktuelle Energie-Spezial des Verbands kommunaler Unternehmen Österreichs (VKÖ) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten aus dem Bereich der Energiewirtschaft.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

Energieeffizienz in Gebäuden. In der dritten informellen Verhandlungsrunde am 19. Dezember ist der Durchbruch gelungen. Die Vertreter des Rats und des Parlaments konnten sich im Trilog endgültig auf die Reform der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden einigen. Der Entschluss muss noch von beiden Institutionen formell bestätigt werden, bevor die Richtlinie nach Veröffentlichung im Amtsblatt in Kraft tritt. Es wird sich hierbei um den ersten Gesetzestext des sogenannten Energie-Winterpakets handeln, der von den Gesetzgebern verabschiedet wird. Die Umsetzungsfrist für die Mitgliedstaaten beträgt 20 Monate. Dabei wurden insbesondere die problematischen Punkte zu Elektroladesäulen, zur langfristigen Renovierungsstrategie und zur Gebäudeautomatisierung entschärft.

Climate Chain Coalition. Informationen, die für die Bekämpfung des Klimawandels wichtig sind - wie die Treibhausgasemissionen eines Industriesektors - werden kontinuierlich aus einer Vielzahl von Quellen aktualisiert, und auf offene und transparente Weise ausgetauscht. Dies ist der Plan der von den Vereinten Nationen gebildeten "Climate Chain Coalition", der mithilfe der Distributed-Ledger-Technologie (DLT), verwirklicht werden soll. Die bekannteste Anwendung der DLT- und Blockchain-Technologie ist die Erstellung von Kryptowährungen wie Bitcoin. 

Effort Sharing. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments billigte am 25.01. die mit dem Rat erzielten Kompromisse zur Lastenteilungsverordnung und LULUCF, um eine weitere Reduzierung von Emissionen in Sektoren, die nicht unter das EU-Emissionshandelssystem (EHS) fallen, für den Zeitraum 2021-2030 sicherzustellen. Für jeden Mitgliedstaat gibt es für den Zeitraum 2021-2030 eine verbindliche Zielvorgabe für die Reduzierung des jährlichen Emissionsausstoßes. Außerdem wurde der Verordnung zu Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) vom Ausschuss zugestimmt. In den Sektoren, die nicht unter das Emissionshandelssystem (EHS) der EU fallen, sollen die Emissionen bis zum Jahr 2030 um 30 % gegenüber dem Niveau von 2005 reduziert werden. Das Plenum wird im März abstimmen.

Unzureichende Erdölvorräte. Die Kommission hat beschlossen, Rumänien vor dem Gerichtshof der EU zu verklagen, weil das Land es versäumt hat, die Richtlinie über Erdölvorräte (Richtlinie 2009/119/EG des Rates) ordnungsgemäß umzusetzen und anzuwenden. Nach dieser Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten Mindestvorräte an Erdöl bzw. Erdöler-zeugnissen halten und deren Verfügbarkeit sicherstellen, um die Versorgung der EU mit Erdölressourcen zu gewährleisten.

Energiepreisindex steigt. Der Energiepreisindex (EPI) der Österreichischen Energieagentur war im Dezember 2017 mit 0,2 % nur geringfügig höher als im Vormonat, erreichte damit aber den höchsten Stand des Jahres 2017. Ein ebenso hohes Niveau gab es zuletzt im August 2015. Im Vergleich zum Dezember 2016 zahlten Österreichs Haushalte um 1,7 % mehr für Energie. Im Vergleich zum Vormonat zeigt sich bei den Fernwärmepreisen ein Plus von 0,2 %, gegenüber dem Vorjahresmonat liegt Fernwärme um 2,7 % höher. Im Vergleich zum Vormonat zog der Preis für Brennholz und Pellets um 0,8 % an, jener von Holzbriketts um 1,9 %. Gegenüber dem Dezember 2016 waren feste Brennstoffe insgesamt um 4,3 % teurer. Das Preisniveau für Brennholz lag um 4,9 % und jenes für Holzpellets um 3,8 % höher. Die Preise für Holzbriketts verbuchten sogar ein Plus von 7 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Strom- und Gaspreise blieben im Dezember zum zehnten Mal in Folge unverändert. Im Jahresvergleich war Gas um 0,7 % teurer, Strom um 4,8 % günstiger. Der Verbraucherpreisindex (VPI) stieg im Monatsvergleich um 0,4 %, gegenüber Dezember 2016 lag der VPI um 2,2 % höher. Nachdem Energie im Vormonat noch ein Inflationstreiber war, lagen die Energiepreise im Dezember nicht über der allgemeinen Teuerungsrate. 

17 % Erneuerbare. Im Jahr 2016 erreichte der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch in der EU einen Wert von 17 % und war damit doppelt so hoch wie 2004 (8,5 %), dem ersten Jahr, für das Daten verfügbar sind. Die EU soll bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20 % erneuerbarer Energien am Bruttoenergieendverbrauch erreichen und mindestens 27 % bis 2030. Von den 28 EU-Mitgliedstaaten haben elf die für die Verwirklichung ihrer nationalen Ziele für 2020 erforderlichen Werte bereits erreicht: Bulgarien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Kroatien, Italien, Litauen, Ungarn, Rumänien, Finnland und Schweden. Darüber hinaus fehlt Österreich weniger als 1 Prozentpunkt, um sein Ziel für 2020 (33 %) zu erreichen. Deutschland kam auf 14,8 % (Zielwert 2020: 18 %).

Schwimmendes Solarkraftwerk. Ein schwimmendes 40 MW Photovoltaik-Solarsystem wurde im Bereich eines ehemaligen, gefluteten Kohlebergwerks in Huainan City, Provinz Anhui, China, installiert. Das Solarprojekt ging im Mai 2017 ans Netz und ist in der Lage, den Großteil des Stroms für die Beleuchtung und die Klimaanlagen einer nahe gelegenen Stadt zu produzieren. Die speziellen Mono-Doppelglasmodule von JA Solar sollen aufgrund ihrer Korrosionsbeständigkeit eine 30-jährige Lebensdauer ermöglichen. Schwimmende PV ist ein interessanter entstehender Markt, der das Potenzial für schnelles Wachstum hat. Die Nachfrage nach schwimmender PV steigt, besonders auf Inseln, da die Kosten von Wasseroberflächen im Allgemeinen niedriger sind als die Kosten von Land. Hinzu kommt, dass der kühlende Verdampfungseffekt von Wasser dabei hilft, die Modultemperatur zu reduzieren, wodurch die Effizienz der Module steigt und der Energieverlust geringer wird.

Marktstabilitätsreserve (MSR). Polen hat gegen das Europäische Parlament und den Rat geklagt, um den Beschluss von Oktober 2015 zur Einführung der MSR im ETS für nichtig erklären zu lassen. Die Einführung der Marktstabilitätsreserve wurde 2015 beschlossen. Der Mechanismus nimmt ab 2019 jedes Jahr 24 % der Zertifikate vom Markt, bis ein Volumen von ca. 833 Millionen im Umlauf befindlichen Zertifikaten erreicht ist. Sollte eine Untergrenze von 400 Millionen im Umlauf befindlichen Zertifikaten erreicht werden, so werden wieder Zertifikate aus der MSR für die Versteigerung zur Verfügung gestellt. Die Anfang November 2017 vereinbarte Reform des ETS für die vierte Handelsperiode sieht darüber hinaus vor, dass Zertifikate ab 2024 endgültig aus der MSR gelöscht werden. Der Generalanwalt des EuGH kommt in seinem Schlussantrag zu dem Ergebnis, dass alle Klagegründe Polens und damit die Klage insgesamt zurückzuweisen ist.

Nordstream II. In Deutschland hat die Erdgaspipeline Nordstream 2 die erste Teilgenehmigung erhalten. Das Bergamt Stralsund genehmigte die Errichtung der Pipeline im Ostseebereich des deutschen Festlandsockels. Zwei weitere Genehmigungen in Deutschland sowie in anderen EU-Staaten stehen noch aus. Der Baubeginn ist für 2018 geplant, die Fertigstellung für 2019. Die Pipeline soll dann bis zu 55 Mrd. Kubikmeter russisches Erdgas nach Europa transportieren. Für Aufmerksamkeit sorgte im November die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag zur Änderung der Gasrichtlinie. Danach sollen Grundprinzipien des dritten Energiepakets auch auf Pipelines Anwendung finden, die Gas aus dem EU-Ausland in den EU-Binnenmarkt liefern. Die Kommission erhofft sich mit der Regeländerung den Bau der Pipeline Nord Stream 2 zu erschweren. Nicht zuletzt ist das Risiko, dass das Pipeline-Projekt durch die US-Sanktionen gegen Russland betroffen sein kann, weiterhin hoch.

Strombinnenmarkt. Nachdem der Energieministerrat am 18. Dezember 2017 eine Positionierung (Allgemeine Ausrichtung) zur Strombinnen-marktverordnung und Richtlinie erzielt hat, liegt es nun am Europäischen Parlament, seinen Bericht zu den beiden Dossiers vorzulegen. Dem Vernehmen nach befinden sich der zuständige Berichterstatter Krišjānis Kariņš (EVP/Lettland) und die Schattenberichterstatter der anderen Fraktionen derzeit in den letzten Verhandlungen um Kompromiss-änderungsanträge. Am 21. Februar 2018 soll dann der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) über den Bericht zur Strombinnenmarktverordnung und Richtlinie abstimmen. Die Abstimmung im Plenum ist derzeit für März geplant. Danach wollen Europäisches Parlament, Rat und Kommission in die informellen Trilogverhandlungen eintreten.

Biogas China. Im chinesischen Biogasmarkt steckt viel Potential. Das zeigt eine im Sommer 2017 veröffentlichte Zielmarktanalyse der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) Peking. Demnach nutzt die Volksrepublik aktuell nicht mal acht Prozent ihres gesamten Biomassepotenzials zur Energiegewinnung. Entsprechend ambitioniert sind die Ausbaupläne: Von einer Biogaskapazität von 19 Milliarden Normkubikmetern (Nm³) im Jahr 2015 soll es laut den Zielvorgaben der chinesischen National Energy Administration bis zum Jahr 2020 aufwärts gehen auf 48 Milliarden Nm³. Gefördert werden vor allem zentralisierte mittlere und große Projekte. Gerade für den effizienten Betrieb dieser komplexen Großanlagen fehlen im Reich der Mitte laut den Analysten der AHK-Studie derzeit noch die nötigen Technologien. Sie sehen daher Potenzial bei der Zulieferung sowohl von Komponenten, wie Pumpen und Rührwerken, wie auch von Messtechnik und Hochtechnologiesystemen, zum Beispiel zur Biogasaufbereitung.

Digitalisierung Energiewirtschaft. Die Europäische Kommission hat am 19. Dezember 2017 im Rahmen ihres Programms ‚Horizon 2020‘ eine neue Ausschreibung für Big Data Technologien veröffentlicht. Das Programm verfolgt das Ziel, Ideen zu finanzieren, die zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen u.a. auch bei der Energieversorgung. Die Ausschreibung soll Innovationen fördern und vorantreiben, die die Planbarkeit des Stromverbrauchs verbessern. Teilnahmebedingung ist, dass die Wettbewerber bereits bestehende Software-Anwendungen entwickelt haben, die große Mengen an raumbezogenen Daten analysieren können.

Klage Paks II. Die österreichische Bundesregierung reicht Nichtigkeitsklage gegen die Subventionen für das ungarische Atomneubauprojekt Paks II ein. Paks (ung. Paksi Atomerőmű) ist das einzige Kernkraftwerk Ungarns: Es liegt etwa 110 Kilometer südlich der Hauptstadt  Budapest am rechten Ufer der Donau, nahe der Stadt Paks. Mit seinen vier Kernreaktoren ist es der größte Arbeitgeber der Region. Atommüll aus dem Kernkraftwerk wird im Lokallager zwischengelagert (1988–1996 Püspökszilágy). In allen vier Reaktorblöcken kommen sowjetische Reaktoren des Typs WWER-440/213 der zweiten Generation zum Einsatz. Es ist geplant, die ursprüngliche Betriebsdauer von 30 Jahren um weitere 20 Jahre zu verlängern. Im Januar 2014 schloss der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán überraschend einen Vertrag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Modernisierung und Erweiterung des Kernkraftwerks ab. Dabei übernimmt die Föderale Agentur für Atomenergie Russlands (RosAtom) den Bau zweier zusätzlicher Reaktorblöcke bis 2030. Am 14. Januar 2014 unterzeichneten die ungarische Regierung (Kabinett Orbán III) und Russland den Vertrag über den Neubau zweier Reaktorblöcke. Die Gesamtkosten von 10 bis 12 Milliarden Euro werden teilweise durch russische Kredite finanziert.

 

IMPRESSUM:

Verband kommunaler Unternehmen Österreichs (VKÖ)
Geschäftsführung: MMag. Heidrun Maier-de Kruijff

Stadiongasse 6-8, A-1010 Wien
Telefon: 0043-1-4082601-12
E-Mail:
sekretariat@vkoe.at
Rückfragehinweis: david.kainrath@vkoe.at
Web: www.vkoe.at