VKÖ Energie Spezial - 03/2018                                                                                                          

Ich freue mich, das aktuelle Energie-Spezial des Verbands kommunaler Unternehmen Österreichs (VKÖ) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten aus dem Bereich der Energiewirtschaft.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

 

Berufung gegen britisches AKW. Die Klage der österreichischen Vorgängerregierung aus dem Juli 2015 gegen ein geplantes britisches Atomkraftwerk („Hinkley Point C“) wurde in erster Instanz vor dem Gericht der Europäischen Union (EuG) abgewiesen. Damit sollten Staatsbeihilfen der britischen Regierung für das Kraftwerk bekämpft werden – es wurde den AKW-Betreibern ein hoher garantierter Einspeisetarif für die Dauer von 35 Jahren zugesichert. Das EuG begründete die Entscheidung mit einem „gemeinsamen Interesse“ jener Mitgliedstaaten, die Euratom angehören, und vertrat ferner die Ansicht, dass die Förderung nicht zwingend im Interesse aller Mitgliedstaaten sein müsse. Österreich hat nunmehr beschlossen beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen die Entscheidung zu berufen. 

 

 

Preisunterschiede beim E-Tanken. Laut einer Studie der Arbeiterkammer schwanken die Kosten für das Tanken von E-Fahrzeugen stark und seien zudem intransparent. Grund dafür sind einerseits verschiedene Tarifarten, namentlich Vertragstarife, Pauschaltarife und Direktzahlung, sowie andererseits verschiedene Verrechnungseinheiten – etwa Kilowattstunden oder Zeit. Am meisten würde die Direktzahlung kosten, wo der teuerste Anbieter 8,40 Euro für 100 Kilometer verrechne. Der billigste Tarifvertrag für 100 Kilometer kostet 2,92 Euro, während der teuerste auf 8,33 Euro komme. Die Abrechnung läuft – einen Anbieter, der den Stromverbrauch verrechnet, ausgenommen – nach Zeit. Vonseiten des ÖAMTC wird dies kritisiert, da beim Tanken mit herkömmlichem Treibstoff auch für die tatsächlich getankte Menge und nicht die Zeit des Tankens bezahlt werde. Michael Soder von der Arbeiterkammer kritisiert auch, dass bei E-Tankstellen weder der Preis pro Einheit noch der Gesamtpreis ersichtlich seien. Daher fordert die AK eine gesetzliche Vorschrift zur transparenteren Preisauszeichnung an Ladestationen sowie die Etablierung einer Norm für Verrechnungseinheiten. Letztlich sei auch die Einführung eines Preismonitorings notwendig.

 

 

Großhandelsstrompreis steigt. Zum 13. Mal in Folge wird auch im Oktober der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) steigen. Gegenüber dem Vormonat September beträgt die Steigerung 9,4 Prozent und im Vergleich zum Oktober des Vorjahres liegt der ÖSPI gar um rund ein Drittel (36 Prozent) höher. Als Hauptgrund für den Anstieg gilt die Trennung der Strompreiszone zwischen Deutschland und Österreich. In dieser Preiszone wurde Strom uneingeschränkt gehandelt (sofern keine Engpässe auftraten). Nunmehr können österreichische Stromanbieter nicht mehr in diesem Ausmaß auf den deutschen Strommarkt – den liquidesten Markt Europas – zugreifen. Für private KonsumentInnen ist dieser Anstieg allerdings nicht in dieser Höhe spürbar, da das Produkt Strom selbst nur rund ein Drittel der Stromrechnung ausmacht – weitere Faktoren sind etwa Netzkosten oder die Umsatzsteuer.

 

 

Ökostrombeitrag reduziert. Da die Förderungen für Altanlagen nunmehr auslaufen, sinkt der Ökostrombeitrag, den Haushalte mit der Stromrechnung bezahlen. Durchschnittlich waren im Jahr 2017 bei einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden noch rund 100 Euro zu zahlen, wobei dieses Jahr nur rund 90 Euro fällig sind. Hauptverantwortlich dafür ist der Umstand, dass teure Windkraftanlagen aus den Jahren 2004 und 2005 nun nicht mehr von Förderungen abhängig sind und in den freien Markt entlassen wurden. Ein weiterer Grund für den geringeren Ökostrombeitrag sind die gestiegenen Preise im Großhandel (siehe oben).

 

 

Ende für Halogenlampen. Ab 1. September 2018 dürfen energieintensive und ineffiziente Halogenglühbirnen nicht mehr verkauft werden. Diese werden durch LED-Glühbirnen ersetzt, was zu einem geringeren Stromverbrauch führen soll. Nicht betroffen von dieser Regelung sind Produkte, die bereits im Handel in Umlauf gebracht wurden, womit das Verbot nur für neu auf den Markt gebrachte Glühbirnen gilt. Laut Angaben der EU-Kommission haben die LEDs eine fünf- bis zehnmal längere Lebensdauer und verbrauchen gegenüber Halogenlampen nur rund ein Zehntel der Energie. Dadurch werde auch weniger Abfall produziert, während die LED-Birnen außerdem recycelbar seien. Der geringere Stromverbrauch führe ferner zu verringerten Kosten für europäische Haushalte und würde über 5 Jahre gesehen EU-weite Einsparungen des Stromverbrauchs in der Höhe von Portugals Bedarf ermöglichen.

 

 

Energiekongress. Österreichs Energiewirtschaft traf Mitte September 2018 zu einem zweitägigen Kongress in Pamhagen zusammen. Dabei standen Forderungen für „Investitionssicherheit, schnellere Genehmigungsverfahren, ein günstiges neues Tarifsystem und eine neue marktgerechte Ökostromförderung“ im Zentrum. Leonhard Schitter, Präsident von „Oesterreichs Energie“, forderte eine Neugestaltung der Verzinsung von Stromnetzen. Ferner solle mit dem für 2020 geplanten Energiegesetz die Ökostromförderung reformiert werden – namentlich durch eine Umstellung auf „marktgerechte Anreize“. Vonseiten der E-Wirtschaft wird auch ein steigender Stromverbrauch von 65 auf 88 Terawattstunden bis zum Jahr 2030 erwartet. Ab diesem Zeitpunkt soll der Verbrauch zur Gänze mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.

 

 

Schwimmendes Solarkraftwerk. Nach dem Vorbild von China und Japan soll nun auch in einem Steinbruchsee im südfranzösischen Piolenc ein schwimmendes Solarkraftwerk gebaut werden. In der EU ist dieses Vorhaben bisher einzigartig. Dafür werden 47.000 Solarzellen installiert, die insgesamt Strom für mehr als 4.700 Haushalte liefern sollen. Laut dem Betreiber Akuo Energy hat das Kraftwerk eine Kapazität von 17 MW, wobei das größte schwimmende Solarkraftwerk in China eine Kapazität von 40 MW erreicht.

 

 

Spitzenreiter bei Erneuerbaren. Österreich lag laut Eurostat im Jahr 2016 mit einem Anteil von 72,6 Prozent erneuerbaren Energien im Strombereich EU-weit an erster Stelle. Stark vertreten sind auch Schweden und Portugal mit 64,9 bzw. 54, 1 Prozent, während der EU-Durchschnitt bei nur 29,6 Prozent liegt. Darunter liegen etwa Mitgliedstaaten wie Irland (27,2 Prozent), Großbritannien (24,6 Prozent), Ungarn (7,2 Prozent) und Schlusslicht Malta mit 5,6 Prozent. Nicht-EU-Land Norwegen erzeugt mit 104,7 Prozent Erneuerbaren sogar mehr als es selbst verbraucht. Bei den einzelnen Energieträgern führt Wasserkraft mit 36,9 Prozent, gefolgt von Windkraft und Solarenergie mit 31,8 bzw. 11,6 Prozent. Alle übrigen Energiequellen zusammen machen 19,7 Prozent der Erneuerbaren aus.

 

 

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