VKÖ Energie Spezial, No. 01 - 2019                                                                                              

Ich freue mich, das aktuelle Energie-Spezial des Verbands kommunaler Unternehmen Österreichs (VKÖ) zu präsentieren. Darin finden sich Kurznachrichten aus dem Bereich der Energiewirtschaft.

Gemeinsam mit meinem Team wünsche ich eine angenehme Lektüre!

Heidrun Maier-de Kruijff

 

Neuer Staatssekretär für Energie in Deutschland. Am 1. Februar tritt mit Andreas Feicht ein „ausgewiesener Praktiker der kommunalen Energiewirtschaft" in das Amt des Staatssekretärs im Bereich Energie. Ab Februar soll der jetzige Vizepräsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) und Chef der Wuppertaler Stadtwerke Wirtschaftsminister Peter Altmaier dabei unterstützen, den Ausstieg Deutschlands aus der Kohleenergiesektor einzuleiten und das Netz für erneuerbare Energien auszubauen. Beifall über die Bestellung zum Staatssekretär kommt vor allem aus dem erneuerbaren Energiesektor – der Bundesverband Windenergie versteht dies als „wichtiges Signal".

 

 

Verbot von staatlichen Beihilfen bei Kohlekraftwerken. Mitte Dezember wurde eine Einigung zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat bezüglich des „Clean Energy Package" erzielt. Besonders erfreut ist die zuständige Ratsvorsitzende Elisabeth Köstinger darüber, dass staatliche Beihilfen für Kohlekraftwerke, die mehr als 550 Gramm CO2 pro erzeugte Kilowattstunde verursachen, nur noch bis 2025 ausbezahlt werden. Dies versteht Köstinger als „unmissverständliches Signal", dass Europa vermehrt auf erneuerbare Energiequellen setzt und bei Kohle- und Atomkraft zurückfährt. Mit dem Klimagipfel in Katowice und der erzielten Einigung im „Clean Energy Package" wurde ein weiterer Schritt in Richtung einer vollendeten Energieunion gesetzt.

 

 

Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans der Kommission vorgelegt. Am 20. Dezember wurde seitens des österreichischen Umweltministeriums der Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) veröffentlicht und bereits der EU-Kommission vorgelegt. Der Entwurf zeigt konkretisierte Maßnahmen und Vorschläge zur Erreichung nationaler Klimaziele. Offen bleiben konkrete Finanzierungspläne für zahlreiche Vorhaben. Verdeutlicht wird nur, dass mit einem erheblichen Finanzierungsbedarf seitens der öffentlichen Hand – sowohl auf Bundes-, als auch auf Landesebene – zu rechnen sei. Die Höhe der Gesamtkosten und etwaiger Folgekosten durch mögliche Klimaverfehlungen sind hierbei noch zu klären. Die zwei größten Bereiche, die im Rahmen des NEKP behandelt werden sollen, sind Gebäude und Verkehr. Im selbstdeklarierten „Problembereich" Verkehr sollen Treibhausgasemissionen um 7,2 Millionen Tonnen CO2 gesenkt werden, während im Gebäudebereich mit einer Senkung um drei Millionen Tonnen CO2 zu rechnen sei.

 

 

Ungewisse Zukunft für Biomasseheizkraftwerke. Da zwischen 2019 und 2021 bei vielen Kraftwerken die fixen Einspeisetarife auslaufen, wird nun einer ungewissen Zukunft für Biomasseheizkraftwerke entgegengeblickt. Dies liegt daran, dass die staatlich garantierten Tarife von zehn bis 20 Cent pro Kilowattstunde drohen auf unter drei Cent zu fallen. Infolgedessen wäre es für die 120 bis 130 derzeit geförderten Anlagen nicht mehr möglich kostendeckend betrieben zu werden. Biomasseheizanlagen haben das Potenzial auch dann Strom zu erzeugen, wenn erneuerbare Energieträger dazu nicht in der Lage sind. Laut einer – von der IG Windkraft, Kompost & Biogas und IG Holzkraft in Auftrag gegeben – Studie der TU Wien aus dem Jahr 2017, würde es jedenfalls sinnvoll sei den Betrieb von Biomasseheizkraftwerken weiterzuführen, um das Ziel, bis 2030 auf 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzusteigen, zu erreichen. In Anbetracht dessen, wäre durch Verlängerung der Förderdauer ein erhöhter Förderbedarf notwendig, um den Wegfall des Anlagenbestands zu kompensieren, beziehungsweise den Neubau selbiger zu fördern.

 

 

Anstieg öffentlicher E-Tankstellen in Wien. Ende 2018 waren 250 Elektrotankstellen im öffentlichen Raum Wiens verfügbar. Laut Wien Energie, die mit der Errichtung und Wartung dieser beauftragt ist, wurden sie im Vorjahr mehr als 30.000 Mal genutzt. Die Menge des abgezapften Stromes beläuft sich auf 385.000 Kilowattstunden, was einem Jahresverbrauch von rund 160 Haushalten entspricht. Die Stadt Wien will bis 2020 die Zahl der verfügbaren Ladestationen im öffentlichen Raum auf 1.000 Stück erhöhen. Zum aktuellen Bestand kommen allein heuer 400 weitere dazu. Ziel des Projektes ist es das Wiener Stadtgebiet so auszustatten, dass an jeder Stelle die nächste E-Tankstelle nicht mehr als 400 Meter entfernt ist.

 

 

Starke Bilanz von Ökostrom in Deutschland. Laut dem Think Tank Agora Energiewende weist die Ökostromproduktion in Deutschland einen starken Anstieg auf. Mit 35,2 Prozent des produzierten Stromes aus Wind, Sonne und weiteren erneuerbaren Energiequellen ist es im Jahr 2018 gelungen mit der Stromproduktion aus Braun- und Steinkohle gleichzuziehen. Aufgrund von Ökostromexporten war es sogar möglich im Verbrauch von Strom aus erneuerbaren Energiequellen über dem aus der Kohleproduktion zu liegen.

 

 

E-World 2019 in Essen. Vom 5. bis 7. Jänner haben bei der europäischen Leitmesse für Energiewirtschaft in Essen diverse Unternehmen, Institutionen und Start-ups ihre Lösungen rund um das Thema Energieversorgung präsentiert. Konkret wurde sich in den Bereichen Energieeffizienz, -erzeugung, -speicherung und Handel sowie Transport ausgetauscht. Neu im Messeprogramm war die Ausgestaltung des Themenbereichs „Climate Solutions". Hier wurden neue und innovative Lösungsansätze präsentiert, um mit den Herausforderungen, die aus einer zunehmenden Siedlungsverdichtung und dem Klimawandel resultieren, umzugehen. Im Weiteren haben Experten im Themenbereich „Smart City" Chancen der Digitalisierung im Zusammenhang mit Klimawandel aufgezeigt.

 

 

Negativer Energiepreis. Zu Jahresanfang wurde auf dem Spotmarkt der EPEX in Paris der niedrigste Strompreis seit der Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone im Oktober des letzten Jahres verzeichnet. Der Preis pro Megawattstunde (MWh) für Österreich lag bei minus 16,50 Euro. Für Deutschland wurde sogar einen Negativpreis von 50 Euro pro MWh erfasst. Als Gründe hierfür nannte die Österreichische Energieagentur unter anderem eine sehr hohe Windstrom-Produktion bei gleichzeitig geringerer Nachfrage. Im weiteren Tagesverlauf waren die Preise in Deutschland und Österreich jedoch ähnlich hoch.

 

 

Windstrom-Rekord in Österreich. Am 25. Dezember 2018 konnten in Österreich 57 Gigawattstunden durch Windkraftwerke produziert werden. Das entspricht der höchsten je gemessenen Stromerzeugung aus Windkraft an einem Tag in Österreich. So war es möglich 38% des Bedarfs an heimischen Strom zu decken. Über das vergangene Jahr gerechnet war es durch die rund 1.300 Windkraftanlagen möglich 11% des Verbrauchs zu decken. Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ist optimistisch: "Bis 2030 könnte die Windkraft mit 22,5 Terrawattstunden sauberen Windstrom sogar 26% der heimischen Stromversorgung bereitstellen und einen wertvollen Beitrag zum Ziel der Bundesregierung leisten."

 

 

Neue Energiestrategie. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat ihre Energiestrategie zum ersten Mal seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens auf den aktuellsten Stand gebracht. Sie versicherte die Finanzierung von Kohleminen und Kohlekraftwerken einzustellen und den Dialog mit Ländern zu suchen, die nach wie vor stark abhängig von der Kohleproduktion sind, um gemeinsam einen Weg zu einer kohlefreien Zukunft zu erarbeiten. Weiters, will die EBWE in Zukunft Ölentwicklungsprojekte nur unter besonderen Umständen finanzieren. Außerdem soll ein formeller Rahmen aufgesetzt werden, der das shadow pricing von CO2- Emissionen betrifft. Hierbei handelt es sich um den Preis auf dem Markt, bei dem Unternehmen Externalitäten von CO2-Emissionen internalisieren.

 

 

Innovatives Wohnprojekt in den Niederlanden.Schoonschip" ist ein Projekt von niederländischen Architekten, die in einem Seitenarm des IJ-Kanals 30 schwimmende Häuser mit 47 Wohnungen errichtet haben. Die Häusergruppe bildet eine Energieeinheit, die ihren Strom mittels Solaranlagen selbsterzeugt und mit Hilfe von Wärmepumpen und Batterien abspeichert. Das erlaubt es der Anlage sich annähernd energieautark zu versorgen. Einerseits sind die Wohneinheiten untereinander vernetzt, andererseits ist das gesamte Wohnquartier zusätzlich an das kommunale Stromnetz angeschlossen. Dies soll Schoonschip in Spitzenverbrauchszeiten, bei leeren Batteriespeichern und wenig Sonne versorgen. Zur Anwendung kommt hierbei das, vom Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik entwickelte, Energiemanagementsystem Amperix zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um eine Plattform für Microgrids und Energiecommunitys. Amperix ermöglicht außerdem eine Sektorkopplung. Das bedeutet, dass Wärmespeicher in Kombination mit Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos flexibel gesteuert werden können. Laut Entwicklerinnen und Entwicklern des Fraunhofer Instituts werden Lastverschiebungen damit optimiert und Verbrauchsspitzen abgeschafft. Ein wirtschaftlicher Vorteil eines solchen Systems ergibt sich daraus, dass die jährliche Gebühr des Netzanschlusses sich nach der Leistungsspitze richtet und nicht nach der insgesamt bezogenen Menge an Strom.

 

 

Sektorkopplung als zentrales Element einer erfolgreichen Energiewende. In der Publikation „Infrastrukturen verbinden"– herausgegeben vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) – wird die Sektorkopplung als grundlegendes Element für eine erfolgreiche Fortsetzung der Energiewende angesehen. Hierbei handelt es sich um die energietechnische Verknüpfung von Strom, Wärme, Mobilität, industriellen Prozessen und deren Infrastrukturen. Besonders wichtig ist hierbei die Kopplung des Strom- und Gassektors. Laut der Publikation, dient vor allem die Gasinfrastruktur als ein besonders stabiles Energieversorgungssystems und erläutert anhand von Ergebnissen aktueller Studien die Bedeutung von Power-to-Gas. Die Nutzung von Gas aus erneuerbaren Energiequellen sei volkwirtschaftlich günstiger als eine Vollelektrifizierung. Aufgrund des hohen Dekarbonisierungspotenzials von Gasen und deren Infrastrukturen gelten diese als essenzieller Bestandteil eines auf erneuerbaren Energien beruhenden Systems.

 

 

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